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Kunden als Akteure des Kombinierten Verkehrs

Erstellt am: 17.03.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Verlader und Empfänger aus Industrie und Handel stellen als Kunden von Transportdienstleistern den entscheidenden Erfolgsfaktor für multimodale Verkehre dar.
Im interkontinentalen Güterverkehr sind multimodale Transporte in Gestalt von Seeschifffahrt und entsprechenden Seehafenhinterland-Anbindungen die Regel. In diesem Bereich hat der Kombinierte Verkehr, mit Beteiligung des Verkehrsträgers Schiene, in den vergangenen Jahren die höchsten Zuwächse erzielt [BMVI20h, S. 32]. Bei europäischen und nationalen Transporten besteht seitens der Verlader weniger Interesse an den Angeboten des Kombinierten Verkehrs [SGKV08; UIRR08], da mit dem Umschlag von Ladungsträgern Kosten verbunden sind, denen unternehmensintern keine Vorteile in gleicher Höhe gegenüberstehen.

Die Anforderungen der Verlader gehen jedoch in der Regel über einen preiswerten Transport hinaus: Der Güterstruktureffekt - steigende Wertdichte, abnehmendes spezifisches Gewicht, kleinere Sendungsgrößen - und die Verteilung der Produktion auf verschiedene Standorte - erfordern komplexe Logistikdienstleistungen [Witt14b, S. 25].

Dazu gehören beispielsweise:
  • Bewirtschaftung von Ein- und Ausgangslagern,
  • Finalisierung von Gütern gemäß individueller Kundenwünsche und
  • Konsolidierung für den Versand
Aufgrund der Integration der Transporte in die Produktionsabläufe gewinnen vor allem Zuverlässigkeit und Flexibilität sowie zum Teil Transportzeiten an Bedeutung [Arns07; SGKV08; BAG05a].

Vor diesem Hintergrund wird häufig der Straßengüterverkehr gewählt, da Lkw einfach und schnell verfügbar sowie flexibel einsetzbar sind. Intermodale Lösungen werden langfristig von den Verladern nur dann akzeptiert, wenn die genannten Ansprüche in ähnlicher Qualität erfüllt werden - auch im Hinblick auf die Abwicklung der Transporte. Gefordert werden zumeist ein zentraler Ansprechpartner und die Integration in Informations- und Kommunikationssysteme, mitunter auch in die Produktionsplanungssysteme. Damit sollen Konzepte wie "Just in Time" oder "Just in Sequence" ermöglicht werden, die durch zeitgenaue Lieferungen und verringerte Lagerhaltung Kostenvorteile bieten [ClKu03; Arns07].

Durch die Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger bedürfen multimodale Verkehre einer längeren Planungsphase und unterliegen einer höheren Störanfälligkeit, die mit organisatorischen Maßnahmen ausgeglichen werden muss. Im Gegenzug können Verlader die Wahl des Kombinierten Verkehrs als aktiven Umweltschutz kommunizieren [LoHe10]. Dass die Erfüllung der Kundenanforderungen durch intermodale Verkehre möglich ist und Kunden an dieser Transportart interessiert sind, belegen Beispiele aus der Praxis [StHo03].

Die neue Blockchain-Technologie bietet vor allem Kunden im Kombinierten Verkehr enorme Vorteile. Darunter fallen die ständige Nachverfolgbarkeit der Lieferkette, transparente Transaktionen, vollständig geklärte und überwachbare Besitz- und Versicherungs-Verhältnisse und die barrierefreie Kommunikation aller beteiligten Akteure auf einer Platform, bis hin zum Wegfall der Vermittler selbst [Fur17].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Akteure des Kombinierten Verkehrs (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?321694
Literatur
[Arns07] Arnsmann, Bernd Entwicklung von regional orientierten Gütertransportkonzepten unter Ausnutzung der Möglichkeiten des Kombinierten Verkehrs, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik,Dortmund, 2007
[BAG05a] Bundesamt für Logistik und Mobilität Marktbeobachtung Güterverkehr - Sonderbericht zum Seehafen-Hinterlandverkehr, 2005/04
[BMVI20h] Bundesamt für Güterverkehr (BAG), Intraplan Consult GmbH (Hrsg.) Gleitende Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr Mittelfristprognose Winter 2019/2020, 2020/02
[ClKu03] Clausen, U., Kuchenbecker, M., Schwarz, F. Jahrbuch der Logistik 2003 - Verbesserung der Logistikfähigkeit im Schienengüterverkehr: Zahlreiche Ansätze auf europäischer Ebene , Düsseldorf, 2003
[Fur17] Andreas Furrer Der Einsatz der Blockchain in der Logistik, 2017/12/04
[LoHe10] Lohre, Dirk,, Herschlein, Steffen Grüne Logistik - Studie zu Begriffsverständnis, Bedeutung und Verbreitung "Grüner Logistik" in der Speditions- und Logistikbranche, Institut für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik (INVL) Hochschule Heilbronn, 2010/01
[SGKV08] o. A. Geschäftsbericht der Studiengesellschaft Kombinierter Verkehr 2008, Berlin, 2008
[StHo03] Stabenau, Hanspeter, Hoffmann, Kai Kooperative Schienengüterverkehrskonzepte - Strategien, Konzepte, Handlungsempfehlungen , Bremen, 2003/11
[UIRR08] o. A. UIRR Jahresbericht 2008, Brüssel, 2008
[Witt14b] Wittenbrink, Paul Transportmanagement, Springer Gabler, Wiesbaden, 2014, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-8349-3825-1, ISBN/ISSN 978-3-8349-3825-1
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Verlader Der Verlader ist derjenige Teilnehmer in der Transportkette, der die Ladung/Transportgut erstmals aufgibt. Unter einem Verlader versteht man ein Unternehmen, das Logistikdienstleistungen (Transport, Verladen etc.) bei einem Logistikdienstleister in Auftrag gibt.
Güterstruktureffekt
Der Güterstruktureffekt beschreibt die Veränderung der Zusammensetzung des Verkehrsaufkommens im Entwicklungsprozess der Volkswirtschaften. Dabei findet die Umwandlung der Produktionsstruktur von Massengütern in hochwertige Stückgüter statt. Konträr dazu steht der Gütermengeneffekt, der durch eine relative Abnahme des Verkehrsaufkommens und eine gleichzeitige Zunahme der Tonnenkilometer gekennzeichnet ist.
Intermodaler Verkehr Transport von Gütern in ein und derselben Ladeeinheit oder demselben Straßenfahrzeug mit zwei oder mehreren Verkehrsträgern, wobei ein Wechsel der Ladeeinheit, aber kein Umschlag der transportierten Güter selbst erfolgt.
Kombinierter Verkehr
Intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der in Europa zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?293702

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 07:52:44