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Auswirkungen größerer Fahrzeuge im ÖPNV auf die Bemessung von Straßen und Lichtsignalanlagen-Steuerungen

Erstellt am: 10.06.2008 | Stand des Wissens: 06.12.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König

Die Wendigkeit eines Doppelgelenkbusses wird von 59,4 % der befragten Fahrer mit "gut" oder "sehr gut" beurteilt. Kein Fahrer beurteilt sie mit "ausreichend" oder "mangelhaft". Es treten keine Schwierigkeiten und somit kein Handlungsbedarf beim Befahren von Engstellen an Straßen oder Knotenpunkten auf. [Krich06] Der Einsatz von Anhängergespannen hat ebenfalls keinen nachweisbaren Einfluss auf die innerstädtische Infrastruktur. Auf Grund des geringeren Wendekreises ist ihr Einatz auch dort möglich, wo Gelenkbusse nicht eingesetzt werden können [Frit10]. Knotenpunkt-Geometrien (Ausmaße von Kreuzungen) erfordern keine besondere Beachtung. Davon konnte sich der Autor auch bei Testfahrten durch enge Wohngebietsstraßen in Reutlingen und über schmale und bergige Erschließungsstraßen in Freital überzeugen. Beim Einsatz von Buszügen in Leichlingen sind darüber hinaus keine kritischen Überholmanöver Dritter festgestellt worden.

Bei Linksabbiegevorgängen stellt ein Anhängergespann für den Gegenverkehr keine Gefahr dar, so dass davon ausgegangen werden kann, dass keine Anpassungen an Sperrzeiten bei Steuerungen von Lichtsignalanlagen (LSA) notwendig sind. [Deut07] Beim Einsatz von überlangen Gelenkbussen, insbesondere beim Einsatz vom 25 m langen Doppelgelenkbussen, ist unter Umständen zu prüfen, ob die Räumzeiten an LSA ausreichend bemessen sind. Eine Befragung von Fahrern der Doppelgelenkbusse im regelmäßigen Linienbetrieb in Aachen hat ergeben, dass 34,4 % der Befragten Anzeichen dafür sehen, dass die Räumzeiten nicht ausreichend sind und es somit zu Konfliktsituationen mit anderen Verkehrsteilnehmern kommt.

Bei Einrichten von einem Busverkehrssystem, das zumeist an die Errichtung von Eigentrassen gekoppelt ist, ergeben sich selbstverständlich erhebliche Auswirkungen auf die innerstädtische Infrastruktur. [FGSV08a]
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Größere Fahrzeuge im ÖPNV (Stand des Wissens: 22.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?266847
Literatur
[Deut07] Deutsch, Volker, Obering. Dr.-Ing., Hüttebräucker, Udo Mini-Buszug in Leichlingen - Erfahrungen und eine erste Bilanz, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 12/2007, 2007
[FGSV08a] Deutsch, Volker, Dr.-Ing., Nickel, Bernhard E., Dipl.-Ing., et al. Hinweise zu Systemkosten von Busbahn und Straßenbahn bei Neueinführung, FGSV Verlag GmbH, Köln, 2008, ISBN/ISSN 978-3-939715-60-3
[Frit10] Dipl.-Verw.wirt Fritsch, Reinhard Come-back des Buszuges - Großraumkonzept für Spitzenzeiten, veröffentlicht in Der Nahverkehr, 2010/05
[Krich06] Krichel, Peter, Dipl.-Ing. Evaluierung eines Kamera-Monitor-Systems am Beispiel eines Doppelgelenkbusses im Linienbusverkehr der ASEAG, 2006/03
Glossar
LSA Lichtsignalanlagen LSA (umgangssprachlich: Ampeln) dienen der Steuerung des Straßenverkehrs, indem mittels Lichtsignalen ein bestimmtes Verhalten der Verkehrsteilnehmer angeordnet wird.
Knotenpunkt
Ein Knotenpunkt im Verkehr ist ein Ort, bei dem sich mehrere Verkehrswege gleicher Art kreuzen oder ein Verkehrsweg in einen Verkehrsweg gleicher Art einmündet. In einem Verkehrsknotenpunkt befinden sich mehrere Verkehrsknoten von Verkehrswegen unterschiedlicher Art in unmittelbarer Nähe. In einem Verknüpfungspunkt kann der Übergang zwischen Fahrzeugen eines Verkehrssystems oder zweier verschiedener Verkehrssysteme erfolgen.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
LSA Lichtsignalanlagen (LSA) dienen der Steuerung des Straßenverkehrs. Sie ordnen für Verkehrsteilnehmer ein bestimmtes Verhalten an, indem sie gesteuerte Signale abgeben. Umgangssprachlich werden sie auch häufig Ampeln genannt.
Busverkehrssystem Hochwertiger, flexibler Linienbusverkehr mit flächendeckender Erschließung, bei dem sämtliche Einzelkomponenten der Personenbeförderung als ein zusammenhängender Gesamtkomplex gesehen werden (Verkehrsangebot, Fahrgastbedienung, Haltestelle, Fahrwege, Betrieb, Fahrzeug). Mindestvoraussetzung ist ein nach verkehrstechnischen und bautechnischen Gesichtspunkten angemessenes Beschleunigungsprogramm und eine hohe Wertschätzung durch Politik und Verwaltung.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?266578

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 14:43:54