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Verkehrsprognosen

Erstellt am: 13.05.2008 | Stand des Wissens: 17.10.2018
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Verkehrsanlagen, deren Bau heute beschlossen wird, sind erst nach vielen Jahren der Planung und Umsetzung tatsächlich Teil des Verkehrssystems. Sie müssen daher auf die Bedürfnisse des zukünftigen Verkehrssystems abgestimmt sein. Das erfordert möglichst fundierte Annahmen dazu zu treffen, wie sich die Ansprüche an das Verkehrssystem in Zukunft verändern. Diese Aufgabe übernehmen Verkehrsprognosen. "Verkehrsprognosen sind Vorhersagen der zukünftigen Verkehrsentwicklung. (...) Gegenstand der Verkehrsprognose sind primär alle Elemente der Verkehrsnachfrage sowie der Bestände an Verkehrsmitteln." [Vah96, S. 1207].
Die vorliegende Wissenslandkarte gibt einen Überblick über die methodischen Grundlagen der Verkehrsprognosen sowie über konkrete Verkehrsprognosen im Personenverkehr für Deutschland. Dabei werden die Prognosen für den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) gesondert herausgestellt. Ebenso werden langfristige Prognosen (2040/2050) betrachtet, die den demographischen Wandel berücksichtigen.
Die künftige Verkehrsentwicklung wird durch verschiedene Einflussgrößen bestimmt. Dazu gehören unter anderem gesamtwirtschaftliche Faktoren wie Bevölkerungsentwicklung, Motorisierungsgrad, Einkommensentwicklung, Beschäftigungsgrad, Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes und Wirtschaftsentwicklung des Auslandes. Aus der Strukturdatenentwicklung werden Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistungen durch statistische Berechnungen abgeleitet.
Für die Erstellung von Verkehrsprognosen werden heute im Wesentlichen quantitative und/oder Kombinationen aus quantitativen und qualitativen Methoden verwendet [vgl. Stei05, S. 227]. Besondere Bedeutung kommt der Zeitreihenanalyse zu, mit der der Zusammenhang zwischen Verkehrsnachfrage und verursachenden Faktoren geschätzt wird. Der Aufbau der Prognosen erfolgt häufig über ein Vier-Stufen-Modell (Erzeugung, Verteilung, Aufteilung/Modal Split, Netzumlegung). Die Prognosen unterscheiden sich nach Fristigkeit, Bedingtheitsgrad und Prognoseergebnis.
Verkehrsprognosen sind unter anderem Bestandteil des BVWP. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), Gutachter und Bundesministerien sind die Hauptbeteiligten bei der Erstellung entsprechender Szenarien/Prognosen der Verkehrsentwicklung.
Durch eine vergleichende Gegenüberstellung der verschiedenen Prognosen erfolgt auch eine Analyse der Abweichungen der Prognoseergebnisse sowie der dafür verantwortlichen Ursachen. Im Rahmen der kritischen Auseinandersetzung mit Prognosen wird herausgearbeitet, welche Prognosefehler gemacht werden können, die für eventuelle Fehlprognosen verantwortlich zu machen sind.
Dabei gilt es zu beachten, dass Verkehrsprognosen, die als Grundlage der Politikgestaltung dienen, keine "Zielprognosen" sind. Das bedeutet, eine Prognose ist nicht schlecht, oder falsch, wenn sie nicht eintritt. Vielmehr kann eine realistische Prognose Entwicklungstendenzen aufgezeigt haben, denen mit entsprechenden Politikmaßnahmen bewusst entgegengesteuert werden konnte.
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Verkehrsprognosen (Stand des Wissens: 27.02.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?226908
Literatur
[ARL05] Aberle, G. et al. Handwörterbuch der Raumordnung, Ausgabe/Auflage 4. neu bearbeitete Auflage, Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover, 2005, ISBN/ISSN 978-3-88838-555-1
[Stei05] Steierwald, G, et al. Stadtverkehrsplanung - Grundlagen, Methoden, Ziele, Ausgabe/Auflage 2, Springer-Verlag, Berlin 2005, 2005
[Vah96] verschiedene Autoren Vahlens Großes Logistik Lexikon, Verlag C. H. Beck München Verlag Franz Vahlen München, 1997, ISBN/ISSN 3 8006 2020 0
Weiterführende Literatur
[SSP13] SSP Consult Beratende Ingenieure GmbH, Linder, D., Dreyer, W., Hewel, S., Schmidt, M., Trupat, S. Verkehr in Stadtregionen - Analysen auf Basis mobilfunk- oder
satellitengestützter Erhebungen, Bergisch Gladbach, 2013/03
Glossar
Bundesverkehrswegeplan
Als Instrument einer mittel- bis langfristigen Investitionsrahmenplanung für den Erhalt und Ersatz bundeseigener Verkehrsinfrastruktur erfasst der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) das zwecks zielgerichteter Ausgestaltung sowie Erweiterung von Bundesfernstraßen, Bundeswasserstraßen und Schienenwegen des Bundes erforderliche Finanzierungsvolumen. Auf Basis verkehrsträgerübergreifender Prognosen findet in diesem Zusammenhang eine Priorisierung vorgesehener Neu- und Ausbauprojekte gemäß ihrer gesamtwirtschaftlichen Bewertung sowie ökologischer und raumordnerischer Einschätzungen statt. Grundsätzlich wird infolgedessen zwischen "vordinglichem Bedarf" (VB) und "weiterem Bedarf" (WB) unterschieden.

Der BVWP tritt auf Beschluss des Bundeskabinetts in Kraft und umfasst jeweils einen Zeithorizont von circa zehn bis 15 Jahren. Seit 1973 sind bereits sechs konsekutive Verkehrswegepläne verabschiedet worden. Der letzten, dem Jahr 2016 entstammenden Fortschreibung liegt ein Planungszeitraum bis 2030 und ein Investitionsvolumen in Höhe von 269,6 Milliarden Euro zugrunde, siehe auch gesonderte Wissenslandkarte "Bundesverkehrswegeplanung" hier im Forschungsinformationssystem.
BMDV
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (bis 10/2005 BMVBW, bis 12/2013 BMVBS und bis 11/2021 BMVI)
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.
Verkehrsleistung
Die Verkehrsleistung gibt Auskunft über die Inanspruchnahme von Ressourcen. Als Verkehrsleistung wird die auf eine Zeiteinheit t (zum Beispiel ein Jahr) bezogene Verkehrsarbeit definiert und als Quotient dargestellt. Die Verkehrsarbeit wird dabei als Produkt von Verkehrseinheiten (zum Beispiel Güter oder Personen) und der durch diese zurückgelegten Strecke gebildet. In der Verkehrswissenschaft sind die Einheiten Personenkilometer pro Jahr [Pkm/a] oder Tonnenkilometer pro Jahr [tkm/a] gebräuchlich.
Szenarien Ein Szenario ist ein Bild der Zukunft, das sich aus einer bestimmten Kombination von relevanten Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen entwickelt. Das grundsätzliche Anliegen von Szenarien besteht darin, verschiedene Handlungsoptionen zu verdeutlichen und ihre Folgewirkungen transparent zu machen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?262588

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 12:50:57