Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Luftverkehr und die Ausbreitung von Epidemien

Erstellt am: 18.03.2008 | Stand des Wissens: 13.03.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Aufgrund moderner Transporttechnologien sind die Kosten der Raumüberwindung gesunken und haben neben einem schnellen Warenhandel auch die Mobilität des Menschen erhöht. Der Luftverkehr hat dazu beigetragen, dass der Fern- und Massentourismus in die subtropischen und tropischen Regionen zugenommen hat. Millionen von Menschen aus den Industriestaaten bereisen jedes Jahr dienstlich oder privat diese Gegenden der Erde.
Wegen der hohen Transportgeschwindigkeit im Luftverkehr ist eine schnelle Infizierung aller besiedelten Gebiete auf der Erde möglich. In Bezug auf die Ausbreitung von Epidemien ist die globale Vernetzung ein bedeutender Faktor und der Luftverkehr besitzt mit seinen Flugrouten und Passagierströmen maßgeblichen Einfluss. Die "Importierte Malaria" ist die am häufigsten eingeschleppte Tropenkrankheit, dessen Infizierung im Endemiegebiet (Tropengebiet) und dessen Diagnose einer klinisch manifesten Malaria in einem nicht-endemischen Gebiet (meist Industrieland) erfolgt [Stin07].

Zu früheren Zeiten verbreiteten sich Infektionskrankheiten diffusionsartig mit konstanter Geschwindigkeit in Form von geographisch Wellenfronten [HuBr04]. Im Zuge der Globalisierung und eines zunehmenden Luftverkehrs hat sich die Ausbreitung von Epidemien sehr stark verändert. Mit Hilfe eines mathematischen Modells des Max-Planck-Instituts für Strömungsforschung, dem Göttinger Simulationsmodell, lässt sich die globale Ausbreitung von Infektionskrankheiten beschreiben. Zudem können auch mittels Computersimulationen Prognosen getroffen werden. Durch die Kombination der lokalen Dynamik der Infektion von Individuen mit dem Transport über ein Luftverkehrsnetz wurde mithilfe des Göttinger Modells eine Simulation durchgeführt, welche in etwa mit der tatsächlichen Ausbreitung von SARS (Schwere Akute Respiratorische Syndrom) übereinstimmte [HuBr04]. In Abbildung 1 werden beispielhaft dazu die Flugverbindungen pro Tag zwischen den 500 größten Flughäfen dargestellt. Neben der Vorhersage über den Ausbreitungsverlauf neu ausgebrochener Infektionskrankheiten soll das Modell Prognosen über besonders bedrohte Regionen liefern. Es zeigt zudem auf, dass eine heutige Epidemie nur durch schnelles und konzentriertes Reagieren einzudämmen ist.
welt.jpg
Abbildung 1: Das weltweite Flugnetz [HuBr04]
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Merkmale des Luftverkehrs (Stand des Wissens: 27.02.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?249783
Literatur
[HuBr04] L. Hufnagel, D. Brockmann, T. Geisel Forecast and control of epidemics in a globalized world, veröffentlicht in Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) , Ausgabe/Auflage vol. 101 / no. 42, 2004
[Stin07] Thomas Stingl Verlauf der Malariaimporte nach Deutschland im Zeitraum 1993 bis 2005 und Einfluss der Änderung der Empfehlungen zur Malariaprophylaxe im Jahre 2000, Dissertation, LMU München, Medizinische Fakultät, 2007
Glossar
SARS Bei dem Severe Acute Respiratory Syndrome handelt es sich um eine Atemwegserkrankung.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?256325

Gedruckt am Dienstag, 16. April 2024 11:11:03