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Betriebliches Mobilitätsmanagement in Freiburg/Brsg.

Erstellt am: 26.02.2008 | Stand des Wissens: 26.03.2018
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Entwicklung des BMM von einem punktuellen zu einem systematischen Ansatz

Die Stadt Freiburg zählt zu den Kommunen, die bereits in den 1990er Jahren, durch eine entsprechende Förderung des betrieblichen Mobilitätsmanagements, zu der Entwicklung von punktuellen Ansätzen zu einem systematischen Ansatz beigetragen hat [ILSDP07, S. 47]. Die Stadt Freiburg und der Verkehrsverbund haben eine aktive Angebotspolitik im Bereich des Umweltverbundes betrieben und dadurch wesentlich zu den Vorraussetzungen für standortbezogenes Mobilitätsmanagement und attraktive "Umsteigemöglichkeiten" in Freiburg beigetragen [LWFB03, S. 97].

Das Ziel der im Jahr 1991 gegründeten Arbeitsgemeinschaft "Umweltfreundlich zum Betrieb" ist es, ein umweltfreundliches Klima bei Betrieben in und um Freiburg zu schaffen. Hierzu bietet sie in Kooperation mit der Stadt Freiburg, den Freiburger Verkehrsunternehmen und der IG Metall Freiburg Beratung in den Bereichen Informationsaustausch und Konzeptentwicklung an. Die IG Metall übernimmt seit dem Jahr 1991 die inhaltliche und personelle Betreuung und Organisation der AG. Im Einzugsbereich der AG befinden sich 13 Standorte, an denen betriebliches Mobilitätsmanagement durchgeführt wird. Die AG sichert überwiegend durch ehrenamtliches Engagement die unternehmensübergreifende Kommunikation und unterstützt zudem andere teilweise betriebsübergreifende Maßnahmen, z. B. Jobticket und Initiativen für Infrastrukturmaßnahmen [LWFB03, S. 96; ILSDP07, S. 135 ff.].


Muster eines betrieblichen Umwelt-VerkehrsprogrammsAbb. 1: Muster eines betrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms [AGUzB06]

Auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft hat die Stadt Freiburg das "Öko-Verkehrs-Siegel" eingeführt, welches jährlich seit dem Jahr 2002 an Betriebe mit einem Umwelt-Verkehrsprogramm verliehen wird. Mit der Auszeichnung würdigt die Stadt Freiburg das bisherige Engagement von Betrieben und Verwaltung im Bereich des betrieblichen Mobilitätsmanagements und motiviert andere Betriebe, ebenfalls dem positiven Beispiel zu folgen. Für die Stadt Freiburg entstehen keine wesentlichen Mehrkosten, aber es wird ein insgesamt Mobilitätsmanagement-freundliches Klima in der Stadt und in der Umgebung geschaffen [AGUzB06 ; LWFB03, S. 97; ILSDP07, S. 41 f., S. 135].

Durch die AG "Umweltfreundlich zum Betrieb" und das "Öko-Verkehrs-Siegel" wird der Bekanntheitsgrad des betrieblichen Mobilitätsmanagements in der Öffentlichkeit erhöht, wodurch nicht nur innerbetriebliche Akteure eingebunden werden, sondern auch die Bevölkerung in der Stadt Freiburg und in ihrer Umgebung [AGUzB06]. Durch diese regionale und überregionale Aufmerksamkeit und Anerkennung der bereits erfolgreichen Leistungen in diesem Bereich werden die aktiven Akteure motiviert ihr Engagement weiterhin fortzusetzen [ILSDP07a, S. 48f ; ILSDP07, S. 138].

Betriebliches Mobilitätsmanagement am Universitätsklinikum Freiburg/Brsg.

Das BMM des Universitätsklinikums Freiburg belegte im Rahmen des Wettbewerbes Best Practices Mobilitätsmanagement des Aktionsprogramms "effizient mobil" im Jahr 2009 den 1. Platz [ILS04b].

Mit etwa 8.000 Beschäftigten ist das Klinikum eines der größten Arbeitgeber in Südbaden und versorgt jährlich rund 540.000 Patienten. Probleme im Zusammenhang mit der Parkraumknappheit sowie die Zielstellung der Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel waren der Ausgangspunkt für die Erarbeitung eines Mobilitätsmanagementkonzeptes.

Folgende Maßnahmen wurden am Universitätsklinikum umgesetzt [ILS04b]:
  • Parkraumbewirtschaftung/Parkraumgeldumverteilung,
  • Jobticket,
  • Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Umwelt und Verkehr mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit,
  • Förderung und Finanzierung der neuen Bahnstation "Klinikum",
  • Fahrradkonzept (Aktionstage, Ausbau Abstellanlagen),
  • Mitfahrerbörse,
  • Mobilitätsberatung für neue Beschäftigte,
  • Verbesserung der ÖPNV-Anbindung.
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Literatur
[AGUzB06] Umweltfreundlich zum Betrieb, 2006
[ILS04b] Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen Mobilitätsmanagement - Mobilität besser organisieren!, 2004
[ILSDP07] Müller, Guido, Steinberg, Gernot, Happel, Till, Holz-Rau , Christian , Prof. Dr.-Ing., Kemming, Herbert, Dr., Nickel, Wolfgang, Stiewe, Mechtild, Dipl.-Ing. Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements durch eine stärkere Systematisierung, Differenzierung und Standardisierung, 2007/08
[ILSDP07a] Müller, Guido, Steinberg, Gernot, Happel, Till, Holz-Rau , Christian , Prof. Dr.-Ing., Kemming, Herbert, Dr., Nickel, Wolfgang, Stiewe, Mechtild, Dipl.-Ing. Weiterentwicklung von Produkten,Prozessen und Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements
Anhang 1: Fallstudien , 2007/06
[LWFB03] Beckmann, Klaus, Finke, Timo, Krug, Stephan, Langweg, Armin, Meinhard, Dirk, Witte, Andreas Mobilitätsmanagement in Deutschland und im Ausland, Stand von Theorie und Praxis, Aachen, 2003, ISBN/ISSN 3-88354-145-1
Glossar
Umweltverbund
Unter dem Begriff Umweltverbund wird die Kooperation der umweltfreundlichen Verkehrsmittel verstanden. Hierzu zählen die öffentlichen Verkehrsmittel (Bahn, Bus und Taxis), nicht motorisierte Verkehrsträger (Fußgänger und private oder öffentliche Fahrräder), sowie Carsharing und Mitfahrzentralen. Ziel ist es, Verkehrsteilnehmern zu ermöglichen, ihre Wege innerhalb des Umweltverbunds, anstatt mit dem eigenen Pkw, zurückzulegen. Zunehmend wird der Begriff Mobilitätsverbund genutzt.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?253532

Gedruckt am Mittwoch, 22. März 2023 14:30:13