Betriebliches Mobilitätsmanagement in der Landeshauptstadt Dresden
Erstellt am: 26.02.2008 | Stand des Wissens: 26.03.2018
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TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Entwicklung des BMM von einem punktuellen zu einem systematischen Ansatz
Die Landeshauptstadt Dresden ist eine der wenigen Kommunen, die betriebliches Mobilitätsmanagement als Chance zur Stadtentwicklung betrachten und durch eine entsprechende Förderung zu der Entwicklung von punktuellen Ansätzen hin zu einem systematischen Ansatz beitragen [ILSDP07, S. 40, S. 47]. Bereits seit dem Jahr 1996 wird betriebliches Mobilitätsmanagement durch die Stadtverwaltung entwickelt und in Kooperation mit Unternehmen, Verwaltung und Verkehrsunternehmen praktisch umgesetzt. Dazu wurden erstmals Mobilitätspläne für größere Stadtquartiere (Neumarkt und Klotzsche) entwickelt, geeignete Rahmenbedingungen geschaffen und in Zusammenarbeit mit den dort ansässigen Betrieben Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt. Mit einer Broschüre informiert die Stadt Dresden ansässige Unternehmen über betriebliches Mobilitätsmanagement. Für sein Konzept des betrieblichen Mobilitätsmanagements wurde die Stadt Dresden im Mai 2006 im Städtewettbewerb "Luftqualität verbessern, Mobilität sichern" des ADAC ausgezeichnet.
Die Stadtverwaltung übernimmt auch Vorbildfunktion und führt diverse Maßnahmen an eigenen Standorten aus: Informationen für die städtischen Mitarbeiter durch Faltblätter, Plakate und Mobilitätstage, Einsatz von Carsharing-Fahrzeugen für Dienstfahrten, Anschaffung eines Dienstfahrrads und Online-Infosäule des Verkehrsverbundes VVO im Foyer des Rathauses. Auch der größte Vermieter Dresdens, die WOBA DRESDEN, bietet wohnungsnahe Mobilitätsdienstleistungen wie die Mobilitätsberatung im Wohnquartier an. Das Unternehmen AMD Saxony engagiert sich z. B. mit der Anpassung des Busfahrplans und die Förderung von Fahrgemeinschaften für das betriebliche Mobilitätsmanagement.
Betriebliches Mobilitätsmanagement am Standort Infineon Technologies Dresden/ Quimonda Dresden
Die Infineon Technologies AG in Dresden ist ein gut untersuchter Standort hinsichtlich des Mitarbeiterverkehrs und der Wirkungen von Mobilitätsmanagement. Im Forschungsprojekt "Intermobil Region Dresden" wurde mit dem Unternehmen Infineon ein Konzept für betriebliches Mobilitätsmanagement entwickelt, realisiert und in seiner Wirksamkeit untersucht [HRNR06].
Zu den verwirklichten Maßnahmen gehören:
- Information, Beratung und Imagemaßnahmen für Fahrrad und ÖPNV
- Durchführung von Mobilitätstagen
- Online-Infoterminal des VVO im Foyer
- erweiterte und neue Fahrradabstellanlagen
- Duschen und Trockenschränke
- Fahrradworkshops
- Fahrradregistrierung zum Diebstahlschutz
- Einführung des Jobtickets
- Abstimmung der Fahrpläne auf die Schichtzeiten
- Verlagerung der Bushaltestelle
- Fahrgemeinschaftsförderung durch Mitfahrbörse im Intranet
- Wohnstandortberatung für alle Neueinstellungen mit integrierter Mobilitätsinformation
Fördernde Faktoren bei der Umsetzung der Maßnahmen waren eine gute Kooperation zwischen allen beteiligten Akteuren, ein Mobilitätsteam im Unternehmen, eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen unter den Mitarbeitern und eine gute Öffentlichkeitsarbeit.
Durch die geringere Nutzung des Pkw als Selbstfahrer sparen die Mitarbeiter im Durchschnitt 325 Euro pro Person/Jahr ein. Das Unternehmen verzichtete dadurch auf den Neubau eines zusätzlichen Parkhauses und sparte rund 3 Mio. Euro ein. Der Pkw-Selbstfahrer-Anteil von 68 % im Jahr 1996 sank bis 2005 auf 55 % [ILSDP07a, S. 27] (vgl. Abb. 1 und Abb. 2). Durch die Einsparung von 12 Mio. km/Jahr beim Pkw-Verkehr konnten 2.500 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden.
![Verkehrsmittelnutzung auf dem Weg zur Arbeit, Hauptverkehrsmittel im Jahresdurchschnitt, Anteile an den Wegen in [%] Verkehrsmittelnutzung auf dem Weg zur Arbeit, Hauptverkehrsmittel im Jahresdurchschnitt, Anteile an den Wegen in [%]](/servlet/is/253456/Dresden_Infineon_1.jpg)

Es zeigte sich, dass neue Mitarbeiter stärker umweltfreundliche Verkehrsmittel nutzen, als Altmitarbeiter. Es kann daher begründet davon ausgegangen werden, dass der Umstieg eher akzeptiert wird, wenn für Mitarbeiter von Anfang an ein gutes Angebot der Alternativen zur Verfügung steht [HRNR06].
Für ihrem Einsatz im Bereich des Mobilitätsmanagements wurde Infineon in Dresden im Jahre 2004 mit dem "Award Wirtschaft in Bewegung" ausgezeichnet [PGNDD06].