Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Schadstoffausstoß als Qualitätsmerkmal des ÖV

Erstellt am: 04.10.2007 | Stand des Wissens: 21.10.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König

Der Schadstoffausstoß eines öffentlichen Verkehrsmittels ist einerseits für den Kunden und andererseits für die anderen Verkehrsteilnehmer und Anlieger wesentlich. Den Kunden interessieren in erster Linie die Schadstoffe innerhalb des Fahrzeuges, alle anderen die Schadstoffemission des Gesamtsystems.

Seit dem 1. Oktober 2001 müssen erstzugelassene Busse beim Schadstoffausstoß (Kohlenstoffmonoxid (CO), Kohlenwasserstoffe (HC), Stickoxide (NOX), Partikel) mindestens die Schadstoffklasse Euro 3, seit Oktober 2006 Euro 4 und seit Oktober 2009 Euro 5 einhalten. Zur Reduzierung der Umweltbelastung sind Neufahrzeuge mit Erstzulassung ab dem 1. Januar 2004 mit einer Standheizung oder vergleichbaren Heizmöglichkeiten auszurüsten. Die Bodenbeläge dieser Fahrzeuge müssen frei von Polyvenylchlorid (PVC) und schwer entflammbar (vergleichbar DIN 5510-2) sein [Walc02].

Alternative Antriebsmethoden wie Wasserstoff- oder Brennstoffzellenantriebe sowie Erdgas- und Biodieselfahrzeuge werden gefördert.

Beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sind Neufahrzeuge mit SCRT (Selective Catalytic Reduction Trap) oder vergleichbaren Filtersystem auszustatten, wenn zum Zeitpunkt einer Vergabe oder eines Vertragsabschlusses für das betreffende Netz eine flächendeckende Bereitstellung von schwefelfreiem Diesel gewährleistet ist und soweit durch Vorgaben der jeweils gültigen Euronorm nicht motorseitig bereits eine stärkere Reduktion erreicht wird [Walc02]. Als Standard gilt auch der Partikelfilter, der in Neufahrzeugen ab Werk und in Altfahrzeugen durch Nachrüstung den Schadstoffausstoß der Flotte reduziert. [Eich05]
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Qualitätsindikatoren des ÖPNV (Stand des Wissens: 01.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?237320
Literatur
[Eich05] Eichmann, Volker, Dipl.-Ing., Berschin, Felix, Dr., Bracher, Tilman, Sipl.-Volksw., Winter, Matthias, Dipl.-Ing. Umweltfreundlicher, attraktiver und leistungsfähiger ÖPNV - ein Handbuch, 2005/10
[Walc02] Walczok, Mike, Dipl.-Geogr., Salm, Ralph, Dipl.-Kfm. Mindeststandards im Busverkehr - Der RMV definiert einheitliche Qualitätsanforderungen, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 12/2002, 2002
Glossar
ÖV
Der öffentliche Verkehr (ÖV) ist sowohl im Personen-, Güter- sowie Nachrichtenverkehr für jeden Nutzer in einer Volkswirtschaft öffentlich zugänglich. Dazu zählen sowohl die öffentliche Personenbeförderung, der öffentliche Gütertransport als auch die öffentlichen Telekommunikations- und Postdienste. Der ÖV wird dabei von Verkehrsunternehmen nach festgelegten Routen, Preisen und Zeiten durchgeführt. Der ÖV ist somit im Gegensatz zum Individualverkehr (IV) örtlich und zeitlich gebunden.
Vor dem Hintergrund der verkehrspolitisch geförderten Multimodalität wird der ÖV zunehmend breiter definiert, indem auch alternative Bedienformen, Taxen bis hin zu öffentlichen Fahrrädern und öffentlichen Autos als Teil eines neuen individualisierten ÖV gesehen werden.
HC
= hydrocarbons, zu Deutsch: Kohlenwasserstoffe. Als Kohlenwasserstoffe werden in der Chemie Verbindungen bezeichnet, die ausschließlich Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H) im Molekül enthalten.
CO
= Kohlenstoffmonoxid. CO ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff und gehört damit neben Kohlenstoffdioxid zur Gruppe der Kohlenstoffoxide. Es ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Kohlenstoffmonoxid beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme von Menschen und Tieren. Schon kleine Mengen dieses Atemgiftes haben Auswirkungen auf das Zentralnervensystem.
Es entsteht bei der unvollständigen Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen. Dies erfolgt zum Beispiel beim Verbrennen dieser Stoffe, wenn nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht oder die Verbrennung bei hohen Temperaturen stattfindet. Kohlenstoffmonoxid selbst ist brennbar und verbrennt mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid. Hauptquelle für die CO-Belastung der Luft ist der Kfz-Verkehr.
NOx
= Stickoxide. Ist die Sammelbezeichnung für die Oxide des Stickstoffs. Die wichtigsten Stickoxide sind Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid. Es sind gasförmige Verbindungen, die sich nur wenig in Wasser lösen.
Die wichtigsten Stickoxid-Quellen sind natürliche Vorgänge, wie zum Beispiel mikrobiologische Umsetzungen im Boden, sowie Verbrennungsvorgänge bei Kraftwerken, Kraftfahrzeugen und industrielle Hochtemperaturprozesse, bei denen aus dem Sauerstoff und Stickstoff der Luft Stickoxide entstehen. Stickstoffdioxid ist ein Reizstoff, der die Schleimhäute von Augen, Nase, Rachen und des Atmungstraktes beeinträchtigt.
H2 Wasserstoff ("H2" = grch.-lat. für hydrogenium "Wassererzeuger") ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 1. Wasserstoff stellt sowohl bezogen auf die Masse (75%) als auch bezogen auf die Zahl der Teilchen (91%) das häufigste aller im All vorkommenden Elemente dar. Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas welches in der Natur aufgrund der hohen Reaktivität nicht in seiner elementaren Form vorkommt. Wasserstoff liegt gebunden in Form von Erdöl und Erdgas, in Mineralien, in Biomasse, aber vorwiegend in Form von Wasser vor. Wasserstoff ist somit ein Sekundärenergieträger (Energiespeicher)und muss erst aus den oben genannten fossilen oder nicht fossilen Primärenergieträgern unter Einsatz von zusätzlicher Energie hergestellt werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?237186

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 11:38:07