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Containerverkehr in der Ostsee

Erstellt am: 27.07.2007 | Stand des Wissens: 18.09.2023
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Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

In den Krisenjahren 2008/2009 war der Ostseecontainerverkehr besonders stark von Umschlagrückgängen betroffen, seit 2010 zeichnet er sich aber wieder durch ein überdurchschnittliches Wachstum aus [LMV13].  Nach der Wirtschaftskrise konnte wieder an das Wachstum im Containersegment angeknüpft werden. Im Jahr 2021 wurden in den Ostseehäfen insgesamt 23,9 Millionen Tonnen umgeschlagen. Dabei dominiert der Hafen in Gdanksk.

Der Containerverkehr in der inneren Ostsee wird bisher überwiegend durch Containerfeederdienste ab den Hubhäfen an der Nordsee und in England abgewickelt. Einige direkte Dienste in die Biskaya und das Mittelmeer bedienen finnische, russische und polnische Häfen. Zwischen Ostseehäfen werden Container allgemein auf Fähr- und Ro-Ro-Schiffen befördert.
Direkt von Überseediensten angelaufen werden Göteborg, Aarhus, Gdansk, Gdynia und St. Petersburg. Feederdienste bedienen über 40 Häfen, von denen mehr als die Hälfte in Schweden und in Finnland liegen. Nach der Zahl der wöchentlichen Anläufe ist St. Petersburg der bedeutendste Hafen, gefolgt von Gdynia, Göteborg und Helsinki. Wichtigster Hubport ist Hamburg, gefolgt von Rotterdam, Bremerhaven und Antwerpen [IHKL18a, S. 31].
Größter polnischer Containerhafen und Profiteur des Direktanlaufs durch Maersk ist Gdansk mit 2,1 Millionen TEU (jeweils 2021) [PoM21, S. 3]. Der Hafen von Kopenhagen hat dagegen an Bedeutung verloren. Das starke Wachstum der finnischen Häfen Helsinki, Kotka und Hamina hängt auch mit ihrer Rolle als Transithäfen im Russlandverkehr zusammen. Von dem durch die Wirtschaftskrise 2008/2009 verzeichneten Umschlageinbruch haben sich die meisten Häfen inzwischen wieder erholt.
Die typische Schiffsgröße im Feederverkehr in der Ostsee liegt bei 500 - 1000 TEU [SAI06, S.74]. In dem Maße, wie einerseits der Verkehr wächst und andererseits durch die steigenden Schiffsgrößen in interkontinentalen Verkehren dort kleinere Einheiten freigesetzt werden, wachsen auch die Größen der Feederschiffe. Für die Dienste ab Hamburg und Bremerhaven, als bedeutende Hubhäfen für die Ostsee, ist dabei der Nord-Ostsee-Kanal ein begrenzender Faktor.
Der Ausbau beziehungsweise Neubau leistungsfähiger Containerterminals in der mittleren und östlichen Ostsee und die Verfügbarkeit billiger Tonnage in der Panamax-Klasse infolge der steigenden Schiffsgrößen auf den interkontinentalen Hauptrouten befördern die Aufnahme direkter Dienste in die Ostsee, die für die Zeit nach 2015 erwartet wurde [PortNet06, S.40]. Die geringe Auslastung der Containerflotte in und nach der Wirtschaftskrise 2008/09, das allgemeine slow-steaming und die Verfügbarkeit von Hafenkapazitäten haben offensichtlich diesen Prozess beschleunigt, sodass seit Januar 2010 Maersk Line mit dem China-Dienst AE10 wöchentlich direkt den Deepwater Container Terminal Gdansk sowie die Häfen Aarhus und Göteborg anläuft. In Swinoujskie (Swinemünde) ist der Bau eines neuen Tiefwasser-Container-Terminals geplant, welches  etwa 2025 eröffnet werden soll. Dieses Vorhaben steht jedoch in der Kritik, da nicht nur ein Teil des örtlichen Waldes abgeholzt, sondern auch ein kompletter Strandabschnitt zugebaut werden soll [OsZe18].
Nordeuropa Container pro Woche.PNGAbbildung 1: Auswahl von Anlaufhäfen und Bedienungsfrequenz von Containerdiensten (Ankünfte/Woche) in der Ostsee (eigene Darstellung nach [SAI06, S. 74]) (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Maritimer Ostseeverkehr (Stand des Wissens: 18.09.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?408577
Literatur
[IHKL18a] IHK Lübeck (Hrsg.) Verkehrsmarkt Ostsee: Aktuelle Zahlen und Daten für die Ostseeregion - Strukturdaten 2018, 2018
[LMV13] o.A. Baltic Logistics Conference 2013 - Management Summary, 2013/05/23
[OsZe18] Ostsee Zeitung (Hrsg.) Streit um neues Container-Terminal, 2018/07/06
[PoM21] Ewelina Ziajka, Monika Rozmarynowska-Mrozek Cargo throughput in Top 10 Baltic ports in 2021 - rebound after tough 2020
, 2021/02
[PortNet06] Matczak, Maciej, Oldakowski, Bogdan, Grzelakowski, Andrzej, Urbas, Krzysztof, Bus, M. Traffic flows between the Baltic Ports and other major European ports, Gdynia / Szczecin / Hamburg, 2006/07
[SAI06] BMT Transport Solutions GmbH Hamburg, Centre for Maritime Studies, SAI - Sjöfartens Analys Insitut The Institute of Shipping Analysis BALTIC MARITIME OUTLOOK 2006 - Goods flows and maritime infrastructure in the Baltic Sea Region, o.O., 2006/03
Glossar
Twenty-foot equivalent unit Zwanzig-Fuß-Äquivalente-Einheit (Twenty-foot Equivalent Unit). Eine statistische Hilfsgröße auf der Basis eines 20-Fuß-ISO-Containers (6,10 m Länge) zur Beschreibung von Verkehrsströmen oder -kapazitäten. Ein genormter 40'-ISO-Container der Reihe 1 entspricht 2 TEUs.
Panamax Panamax wird ein Schiff genannt, dessen Parameter die Durchfahrt durch den Panama-Kanal ermöglichen: maximale Länge: 295 m, maximale Außenbreite: 32,25 m, maximaler Tiefgang: 13,50 m. Bulkcarrier haben dann Tragfähigkeiten von ca. 75 000 tdw. Als Post-Panamax-Schiffe wird eine Größenklasse von Containerschiffen bezeichnet, deren Parameter die Durchfahrt durch den Panama-Kanal nicht gestatten, i.d.R. mit ca. 6500 TEU Ladekapazität.
Feederverkehr Unter „Feederverkehr” versteht man den Zubringer- bzw. Verteilverkehr, z.B. den straßenseitigen Vor- und Nachlauf im Kombinierten Verkehr Straße-Schiene. Ausgeprägte Feederverkehre finden sich in der Seeschifffahrt, in der die Hub-Häfen der interkontinentalen Verkehre über Feederlinien mit kleineren Schiffen ein größeres Einzugsgebiet erschließen
Hub Der Begriff Hub kommt vom englischen Begriff "Hub and Spoke", was im Deutschen "Nabe und Speiche" entspricht. Der Hub dient als Sammel- und Knotenpunkt für Hauptverkehrswegen für den Umschlag und die Zusammenfassung von Warenströmen in alle Richtungen, d.h. zur Warenübergabe an regionale Verteiler. Im Postwesen handelt es sich bei Hubs häufig um Paketzentren. Die Transportmittel zur weiteren Beförderung der Sendungen variieren (Schiffe, Flugzeuge, Lkw).
Seehafenterminal
In einem Containerterminal erfolgt der Umschlag von Containern, Wechselbehältern, Wechselbrücken oder Sattelaufliegern und ähnlichen Ladeeinheiten im Hafen. Weiterhin kann auch Projektgeschäft, z.B. übergroße Ladungen, umgeschlagen werden.
Zusätzlich zu den Containerterminals umfasst der Begriff des Seehafenterminals auch andere Ladungs- und Terminalarten, wie z.B. Massengutterminals oder Flüssiggutterminals.
Charakteristisch für Seehafenterminals ist die Anbindung an das Wasser und mindestens einen weiteren Verkehrsträger.
Ro/Ro Abkürzung für "Roll on/Roll off" - beschreibt im Seeverkehr den rollenden Ladungsumschlag über schiffseigene und/oder landseitige Rampen; im Kombinierten Verkehr die horizontale Verladung rollender oder rollbar gemachter Ladeeinheiten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?232426

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 23:32:30