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Konsumgüterkontraktlogistik

Erstellt am: 31.05.2007 | Stand des Wissens: 14.12.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Die Konsumgüterkontraktlogistik befasst sich mit Verbrauchsgütern des täglichen Bedarfs sowie langlebigen Gebrauchsgütern. Die logistischen Merkmale nach Mühlencoert und Klaus et al. werden im Folgenden erläutert [Mühl12;KlKr12].

Der hauptsächliche Anteil an Transport- und Lagerobjekten sind kartonierte und palettierfähige 'Stapelware', die unter erhöhten Sauberkeits- und Hygieneanforderungen behandelt werden müssen. Solche Produkte sind zum Beispiel Ver- und Gebrauchsgüter, wozu unter anderem Nahrungsmittel, Non-Food-Produkte, CDs, Bekleidung, Möbel, weiße und braune Ware gezählt werden [Mühl12, S. 24]. Vor allem im Nahrungsmittel-Bereich werden Vorschriften vom Gesetzgeber erstellt und darüber hinaus Anforderungen vom Hersteller und Empfänger festgelegt.
Eine Besonderheit für dieses Geschäft ist die große Menge an Objekten, die durch das Logistiksystem geleitet werden. Die Distribution erfolgt hierbei artikelbezogen von den Quellen der Produktion und den Zentrallagern zu den Zehntausenden von Senken wie den Lagern und Filialen des Handels, der Gastronomie oder direkt zu den privaten Haushalten als Endkunden [Mühl12, S. 24]. Im Gegensatz zu der industriellen Kontraktlogistik und dem standardisierten Stückgut- und Paketgeschäft, fallen in der Konsumgüterkontraktlogistik beim Transport oder beim Umschlagen in den Lagern häufige Kontrollen der Verfallsdaten, der Verpackung und der Qualität der Güter an. Auftraggeber von Konsumgüter-Kontraktlogistikgeschäften sind zum einen Importeure, Groß- und Einzelhändler in den Konsumgüter-Versorgungsketten sowie die Hersteller von Gütern, die letztendlich in privaten Haushalten genutzt werden [Mühl12, S. 24].

Zudem wird die Marktstruktur von der Größe und Vielfalt des Konsumgütermarktes beeinflusst. Es werden eine Vielzahl von Subsystemen für die alltägliche Abwicklung benötigt, die zumeist von unterschiedlichen, spezialisierten Dienstleistern bereitgestellt werden. Das wichtigste und größte Subsegment stellen die Stapelwaren (Trockengüter) dar. Diese umfassen die Konsumgüter ohne spezielle Anforderungen, insbesondere ohne Temperaturführung. In jeweils separaten Systemen werden Frischewaren, wie Gemüse-, Milch- und Fleischprodukte und Tiefkühlwaren distribuiert [KlKr12, S. 287]. Konsumgüter für den alltäglichen Verbrauch und einmalige bzw. unregelmäßige, partieweise Aktionssortimente sind kurzlebige Produkte, welche für den Einzelhandel immer wichtiger werden. Langlebige Gebrauchsgüter wiederum sind Hartwaren, Textilien, Bücher, weiße und braune Ware sowie Sport- und Freizeitartikel [KlKr12, S. 287].

Die kritischen Erfolgsfaktoren für die Konsumkontraktlogistik bestehen vor allem in Systemen, die die zuverlässige Bewältigung der großen Menge an Gütern ermöglichen. Diese Thematik wird im nachfolgenden Abschnitt nach Klaus et al. [KlKr12, S. 287f.] erläutert:

Die erste Voraussetzung ist eine gute, mindestens regionale oder nationale Flächendeckung des Lager-, Umschlagspunkte- und Lkw-Verteilungssystems. Darüber hinaus ist hohe Kompetenz in der Informations- und Kommunikationstechnologie wichtig, welches für das Betreiben von hochintegrierten und vernetzten Distributionszentren notwendig ist. Diese Fähigkeiten werden auch für die informationstechnische Integration in die Enterprise-Ressource- und Supply Chain-Planungssysteme der Hersteller und des Handels benötigt. Außerdem muss der Dienstleister hohe Personal- und Ausrüstungsqualität vorhalten, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden.
In einer Studie zu den Top 100 Unternehmen der Logistik aus dem Jahr 2016 nahm die Konsumgüterkontraktlogistik circa 27 Prozent am Gesamtvolumen der Kontraktlogistik ein [Schw16, S. 6]. 2014 kam eine Branchenanalyse der Hans Böckler Stiftung auf einen ähnlichen Wert (28 Prozent) [BuWro15, S. 9].

In Zukunft wird der Anteil der outgesourcten Logistikdienstleistungen zunehmen, getrieben von der verstärken Konzentration der Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen. Hierbei gilt, dass vornehmlich Branchen, in denen die Logistik eine geringe Bedeutung hat, eine höhere Bereitschaft vorweisen Kontraktlogistikdienstleistungen fremd zu vergeben [MuGr16, S. 4ff]. Generell weißt der Markt für Konsumgüterkontraktlogistik geringere Schwankungen als viele andere Teilmärkte in Abhängigkeit von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage auf. Dies ist durch die nahezu konstante Nachfrage des alltäglichen Bedarfs der Endverbraucher bedingt [BVL18].
Typische Akteure der Konsumgüterkontraktlogistik sind große Industrieunternehmen wie beispielsweise Nestlé, Dr. Oetker, DMK, Rewe, Edeka oder Metro [BuWro15, S. 14f.].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Kontraktlogistik (Stand des Wissens: 01.09.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?285349
Literatur
[BuWro15] Moike Buck , Heiko Wrobel Branchenanalyse Kontraktlogistik.
Eine Markt- und Beschäftigungsanalyse in Deutschland, 2015/01
[BVL18] Bundesvereinigung Logistik e.V. Konsumgüter-Kontraktlogistik als Möglichmacher - Kille-Pitch Nr. 21, 2018/03/01
[KlKr12] Klaus, P., Krieger, W., Krupp, M. (Hrsg.) Gabler Lexikon Logistik: Management logistischer Netzwerke und Flüsse, Ausgabe/Auflage 5. Auflage, Gabler, 2012, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-8349-7172-2, ISBN/ISSN 9783834971722
[MuGr16] Muntzke, Hans-Peter , Gronemeier, Thomas Transport/Logistik, 2018
[Mühl12] Mühlencoert, Thomas Kontraktlogistik-Management
Grundlagen - Beispiele - Checklisten, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2012, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-8349-3733-9
[Schw16] Schwemmer, Martin Top 100 der Logistik 2016/2017 , 2016/10
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Kernkompetenz Die Fokussierung auf Kernkompetenzen (engl. Core competence) ist die Beschränkung der Unternehmensaktivitäten auf das wesentliche Geschäft, in der Regel verbunden mit dem Herauslösen gewinnreduzierender Aktivitäten, die auf spezialisierte Unternehmen übertragen werden, z. B. die Übertragung (Outsourcing) der Logistikfunktionen auf einen Dienstleister.
Konsumgüter Als Konsumgüter bezeichnet man Güter, die primär für den privaten Ge- oder Verbrauch hergestellt und gehandelt werden. Konsumgüter können in zwei Kategorien unterteilt werden; Verbrauchsgüter und Gebrauchsgüter.
Supply Chain Als Supply Chain (Liefer- oder Wertschöpfungskette) bezeichnet man ein organisationsübergreifendes Netzwerk, welches als Gesamtsystem Güter für einen bestimmten Markt hervorbringt. Die heutigen Supply Chains sind aufgrund der Vielzahl von beteiligten Zulieferern, Dienstleistern und Kunden - die wiederum an anderen Supply Chains beteiligt sein können - sehr komplexe, interdependente Gebilde. Treffender müsste daher eine Supply Chain, aufgrund der häufig vorkommenden netzwerkartigen Struktur der zusammenarbeitenden Unternehmen, als "Supply Network" bezeichnet werden.
Gebrauchsgüter Gebrauchsgüter können als langlebige Güter bezeichnet werden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie im eigentlichen Sinne nicht verbraucht werden, sondern durch wiederholten Gebrauch nur dem Verschleiß (Abnutzung) unterliegen, z.B. Einrichtungsgegenstände, Geschirr, Kleidung etc.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?226569

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 00:08:48