Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Ziele des Mobilitätsmanagements

Erstellt am: 14.11.2002 | Stand des Wissens: 25.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Das übergeordnete Ziel des Mobilitätsmanagements (MM) betrifft die Reduktion der Verkehrsbelastungen und den daraus folgenden Umweltbelastungen (sowie im weiteren Sinne auch die Reduktion der externen Effekte), ohne die bestehenden Mobilitätsbedürfnisse einzuschränken.
Daher zielt MM vorwiegend auf eine freiwillige, effizientere, kostengünstigere sowie umweltschonendere Nutzung der bestehenden Verkehrssysteme ab. Im Vordergrund steht deshalb eine positivere Wahrnehmung des Umweltverbundes (öffentlicher und nichtmotorisierter Verkehr), um das Image als auch den Gebrauch der Verkehrsmittel des Umweltverbundes zu erhöhen [StöBo05]. Die Leitbilder sind Kunden/innen, die die Verkehrsmittel nutzen. Da das Verkehrsverhalten nicht rational ist, sind auch die subjektiven sowie emotionalen Bestandteile zu betrachten [TSMM18].
Die Maßnahmen des MM zielen darauf ab, die unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnisse von Personen - zum Teil auch von Gütern - umweltfreundlich, sozial verträglich und effizient zu koordinieren.
Konkrete Zielsetzungen für ein umfassendes MM sind dabei: [nach: ILSISB00, S. 18; Beck07a, Folie 8]:
  • Befriedigung der Mobilitätsbedürfnisse durch eine effizientere Nutzung der bestehenden Verkehrssysteme
  • Beeinflussung von Einstellung und Verhalten in Richtung vermehrter Nutzung des Umweltverbundes (das heißt Bus, Bahn, Rad, Fuß)
  • Verbesserung des Zugangs zum Umweltverbund
  • Ausschöpfung der Potentiale von Multi- und Intermodalität
  • Reduktion des Verkehrsaufkommens und der Verkehrsleistung bezogen auf Fahrtenanzahl und Distanzen im motorisierten Individualverkehr, zum Beispiel durch Carsharing und Fahrgemeinschaften
  • Verbesserung der Koordination und Verknüpfung zwischen Verkehrsträgern
  • Verbesserung der wirtschaftlichen Effizienz des gesamten Verkehrssystems
  • Reduktion der Verkehrsauswirkungen (Lärm, Schadstoffe, Treibhausgase).
Eine verbreitete und stark auf die verkehrliche Wirkung fokussierte Zielformulierung zum MM findet sich in [FGSV02VSys; ILS2012]. Demnach soll MM einen Beitrag leisten zur:

  • effizienten, umwelt-und sozialverträglichen Abwicklung des Personenverkehrs ("verträgliche Verkehrsabwicklung"),
  • räumlichen, zeitlichen und modalen Verlagerung mit dem Ziel der Effizienzsteigerung und der Erhöhung der Verträglichkeit des Gesamtverkehrssystems ("Verkehrsverlagerung"),
  • Verringerung von Verkehrsaufwänden und möglicherweise zur Vermeidung von Verkehrsaufkommen ("Verkehrsvermeidung").

Weitere Ziele können die "Förderung eines verantwortungsbewussten Fahrverhaltens" [uba01, S. 16] und die Erhöhung der Verkehrssicherheit vor allem bei Kindern sein.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Mobilitätsmanagement (Stand des Wissens: 25.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?20082
Literatur
[Beck07a] Klaus J. Beckmann Mobilitätsmanagement in Deutschland
Stand und Perspektiven, veröffentlicht in Vortrag im Rahmen der Abendveranstaltung: "Mobilitätsmanagement - umweltfreundlich und effizient zur Arbeit", 2007/09/20
[FGSV02VSys] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. Verkehrssystemmanagement - Einsatzbereiche und Einsatzgrenzen , 2002
[ILS2012] Mechtild Stiewe, Ulrike Reutter (Hrsg.) Mobilitätsmanagement
Wissenschaftliche Grundlagen und Wirkungen in der Praxis, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, Klartext Verlag, Essen, 2012/08, ISBN/ISSN 978-3-8375-0474-3
[ILSISB00] Konsortium MOMENTUM und MOSAIC Mobilitätsmanagement Handbuch, Ausgabe/Auflage 1, Dortmund, Aachen, 2000, ISBN/ISSN 3-8176-1097-1
[StöBo05] TRANSVER GmbH, Dr.-Ing. K. Bogenberger, Christoph Stöberl, Rupert Bobinger Wirkungen des Mobilitätsmanagements - Strukturierte Recherche bisheriger Forschungsergebnisse, 2005/04
[TSMM18] Transferstelle Mobilitätsmanagement (Hrsg.) Mobilitätsmanagement , 2018
[uba01] Planungsgesellschaft Verkehr Köln, Hoppe, R. Mobilitätsmanagement zur Bewältigung kommunaler Verkehrsprobleme, Ausgabe/Auflage 1, 2001
Glossar
Treibhausgase Diese in der Atmosphäre sich befindlichen Gase verhindern, dass langwellige Infrarotstrahlung auf direktem Weg von der Erdoberfläche ins Weltall gelangt. Sie verhalten sich wie Glasscheiben eines Treibhauses und heizen die Atmosphäre auf. Natürliche Treibhausgase:
  • Wasserdampf
  • Kohlendioxid
  • Ozon
  • Methan
  • Stickoxid
Vom Menschen gemachte Treibhausgase:
  • FKW
  • HFKW
  • FCKW
  • SF6
Umweltverbund
Unter dem Begriff Umweltverbund wird die Kooperation der umweltfreundlichen Verkehrsmittel verstanden. Hierzu zählen die öffentlichen Verkehrsmittel (Bahn, Bus und Taxis), nicht motorisierte Verkehrsträger (Fußgänger und private oder öffentliche Fahrräder), sowie Carsharing und Mitfahrzentralen. Ziel ist es, Verkehrsteilnehmern zu ermöglichen, ihre Wege innerhalb des Umweltverbunds, anstatt mit dem eigenen Pkw, zurückzulegen. Zunehmend wird der Begriff Mobilitätsverbund genutzt.
Motorisierter Individualverkehr Als motorisierter Individualverkehr (MIV) wird die Nutzung von Pkw und Krafträdern im Personenverkehr bezeichnet. Der MIV, als eine Art des Individualverkehrs (IV), eignet sich besonders für größere Distanzen und alle Arten von Quelle-Ziel-Beziehungen, da dieser zeitlich als auch räumlich eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Verkehrsmittel des MIV werden von einer einzelnen Person oder einem beschränkten Personenkreis eingesetzt. Der Nutzer ist bezüglich der Bestimmung von Fahrweg, Ziel und Zeit frei (örtliche, zeitliche Ungebundenheit des MIV).
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.
Verkehrsleistung
Die Verkehrsleistung gibt Auskunft über die Inanspruchnahme von Ressourcen. Als Verkehrsleistung wird die auf eine Zeiteinheit t (zum Beispiel ein Jahr) bezogene Verkehrsarbeit definiert und als Quotient dargestellt. Die Verkehrsarbeit wird dabei als Produkt von Verkehrseinheiten (zum Beispiel Güter oder Personen) und der durch diese zurückgelegten Strecke gebildet. In der Verkehrswissenschaft sind die Einheiten Personenkilometer pro Jahr [Pkm/a] oder Tonnenkilometer pro Jahr [tkm/a] gebräuchlich.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?20390

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 04:09:00