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Das Funksystem als Systemkomponente des RBL

Erstellt am: 13.04.2006 | Stand des Wissens: 06.12.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König

Das Funksystem kann entweder analog oder digital betrieben werden.
Digitalfunklösungen wie bei den Kölner und Dresdner Verkehrsbetrieben ersetzen nach und nach die analogen Systeme [ReJa09, DVB09].

Funksysteme dienen dem Austausch von Informationen zwischen der Leitstelle und den einzelnen öffentlichen Verkehrsmitteln, den Haltestellen, den Lichtsignalanlagen sowie mobilen Service- und Sicherheitsmitarbeitern. Nachfolgende Abbildung zeigt den Systemaufbau des Digitalfunks der Kölner Verkehrsbetriebe [ReJa09].

Digitalfunksystem.jpg
Abb.1 Systemaufbau des Digitalfunks der Kölner Verkehrsbetriebe [ReJa09]
Dabei wird neben dem Sprechfunk zunehmend der Datenfunk genutzt, über den insbesondere die Daten zum Fahrplan-Soll-Ist-Vergleich übertragen werden [Jane05a]. Beim Sprechfunk wiederum sind zwei Verfahren gebräuchlich, der geschlossene Funk, bei dem der Fahrer nur mit der Leitstelle sprechen kann, und der offene Funk, bei dem die Fahrer auch untereinander kommunizieren können.

Während Funksysteme städtischer RBL über eine optimale räumliche Abdeckung verfügen und Standortdaten in sehr hoher Taktfrequenz liefern müssen, sind für Kommunikationssysteme regionaler RBL möglichst geringe Investitions- und Betriebskosten entscheidend. Darüber hinaus sollte bei Letzteren die Funkerreichbarkeit von Umsteigepunkten, Fahrgastinformationsstandorten und sonstigen betriebswichtigen Punkten am Ort und im Zulauf wie auch eine kostengünstige Anbindung von räumlich weit entfernten abgesetzten Arbeitsplätzen an das Zentralsystem gewährleistet sein [Grun05].

Je nach den bestehenden Voraussetzungen in den Verkehrsunternehmen kommen für den Funk die Ausweitung des vorhandenen Betriebsfunknetzes oder die Umstellung auf Kommunikation mit Hilfe GSM / GPRS, UMTS oder W-LAN (Wireless Local Area Network) in Frage [Grun05].

Die Nutzung von Bündelfunk ist in der Regel nicht sinnvoll, da die analoge Variante nicht mehr weiterentwickelt wird und digitaler Bündelfunk in der Region noch nicht vorhanden ist [Grun05].

Mehrere unterschiedliche Projekte haben zudem aufgezeigt, dass die analoge Gleichwelle als unternehmenseigener und selbststeuernder Betriebsfunk eine hohe ÖPNV-Funktionalität aufweist, während die GSM/GPRS-Variante insbesondere in der räumlichen Flexibilität und dem offenen Teilnehmerkreis punkten kann [Grun05].

Digitaler Betriebsfunk bietet hinsichtlich Sprachqualität, Vielfältigkeit durch mehr Kanäle, beliebiger Anzahl an Punkt-zu-Punkt-Verbindungen und letztlich mit einer einheitlichen Basis für die Kommunikation ein System für die Zukunft, welches Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Funksystemen einschließt [Skot05].

Die Anbindung räumlich entfernter Systemkomponenten kann entweder über DSL, Standleitungen oder Richtfunk erfolgen. Hier ist wie beim Betriebsfunk eine Priorisierung der gewünschten Funktionen durch die Verkehrsunternehmen notwendig [Grun05].

Möglich ist es auch, das Funknetz inklusive der Leitstellenintelligenz von einem Provider als Dienstleistung zu beziehen, wobei in ländlichen Regionen angesichts der geringeren Anzahl von Fahrzeugen, Linien und Kunden ein öffentliches Funknetz kostengünstiger ist [Skot05].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Rechnergestützte Betriebsleitsysteme (RBL) / Intermodal Transport Control System (ITCS) für den ÖPNV (Stand des Wissens: 06.12.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?306433
Literatur
[DVB09] Dipl.-Phys. Peter Berthold, Patrick Almy, Stefan Weber Dresden erhält neues Leitsystem, veröffentlicht in Der Nahverker, Ausgabe/Auflage 10/2009, 2009/10, ISBN/ISSN 0722-8287
[Grun05] Grunow, V., Conrad, L., Fleischer, V., et al. RBL geteilt durch X - Rechnergestützte Betriebsleitsysteme bei regionalen Unternehmen, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 6, 2005
[Jane05a] Janecke, J., Dobe, A., et al. Wirkung und Bewertung eines RBL in der Region, Teil 2, veröffentlicht in Verkehr und Technik, Ausgabe/Auflage 5, 2005
[ReJa09] Walter Reinarz, Dipl.-Ing. Peter Jacobs Planung und Einführung eines digitalen Betriebsfunksystems, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 1-2/2009, 2009/01, ISBN/ISSN 0722-8287
[Skot05] Skotarek, Ralf RBL-Verbundlösungen gewinnen an Fahrt - Die neue Generation von RBL-Systemen synchronisiert benachbarte Verkehrsunternehmen auf digitaler Basis, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 09/2005, 2005
Glossar
GPRS General Packet Radio Service (GPRS) ist ein paketvermittelter Datendienst in GSM-Netzen mit optimaler Nutzung der Netzressourcen. Mit GPRS können GSM-Netzbetreiber theoretisch mobile Internetdienste mit Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 171,2 Kilobit pro Sekunde bereitstellen. Praktisch werden in der Regel nur 53,6 Kilobit pro Sekunde realisiert.
Global System for Mobile Communication
Der GSM-Standard (Global System for Mobile Communication) - ursprünglich ein rein europäisches Mobilfunkkonzept - hat inzwischen weltweite Verbreitung gefunden. In Deutschland nutzen die Mobilfunknetzanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica mit ihren Mobilfunknetzen gegenwärtig die Frequenzbereiche GSM 900 und GSM 1800.
WLAN
Als Wireless Local Area Network (WLAN, deutsch: drahtloses lokales Netzwerk) wird ein lokales Funknetz und dessen verschiedene Techniken und Standards bezeichnet.
DSL
Abkürzung für Digital Subscriber Line (digitaler Teilnehmeranschluss)
Unter DSL werden Übertragungsstandards verstanden, die über einfache Kupferleitungen hohe Übertragungsraten (bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde) ermöglichen. In Deutschland war dies lange Zeit ein Synonym für einen Breitband-Internetzugang.
xDSL bedeutet die Zusammenfassung verschiedener DSL-Verfahren.
Von VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line) spricht man bei Hybridnetzen aus Glasfaser- und Kupferleitungen, wobei die Glasfaser möglichst nah an den Kunden herangeführt wird, um hohe Datenübertragungsraten zu erreichen.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Betriebskosten
Betriebskosten sind laufende Aufwendungen, die im Zusammenhang mit der Erbringung von Verkehrsleistungen entstehen. Hierzu zählen zum Beispiel Aufwendungen für Energie, Personal, oder Infrastrukturnutzung.
UMTS Abkürzung für Universal Mobile Telecommunications System. Internationaler Standard für zellulare Mobilfunknetze, der bei einer Datenübertragungsrate von bis zu 2 Megabit pro Sekunde neben den klassischen Mobilfunkdiensten auch mobile Multimediaanwendungen und einen Internetzugang ermöglicht.
RBL
Rechnergestützte Betreibsleitsysteme sind Rechner-Verbundsysteme mit denen Steuerungs-, Überwachungs- und Informationsprozesse im Fahrbetrieb untereinander verknüpft werden. Diese kommen hauptsächlich in folgenden Bereichen zum Einsatz:
  • Informations- und Kommunikationsmöglichkeit zwischen Fahrzeug und Leitstelle
  • rechnergestützter Fahrbetrieb
  • Fahrgastinformation in Fahrzeugen und an Haltestellen sowie über Mobilfunk und Internet (dynamische Fahrgastinformation)
Inzwischen wurde der Begriff "RBL" durch "ITCS" (Intermodal Transport Control System) ersetzt.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?191255

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 20:31:29