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Pünktlichkeit im Luftverkehr

Erstellt am: 22.02.2006 | Stand des Wissens: 11.11.2016
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Ein Flug gilt als verspätet, wenn das Luftfahrzeug mehr als 15 Minuten nach der geplanten Zeit am Flughafen startet beziehungsweise landet. Landet ein Luftfahrzeug mehr als 15 Minuten vor seiner Planzeit, gilt es als verfrüht und damit ebenfalls als unpünktlich [DLR06 S.41]. Flüge die verspätet sind, sich aber innerhalb dieses 15-Minuten-Zeitfensters bewegen, werden statistisch nicht erfasst. Ebenso berücksichtigen nicht alle Statistiken die verfrühten Flüge außerhalb des 15-Minuten-Zeitfensters.

Die Verspätungen von planmäßigen An- und Abflügen in Europa sind im Vergleich zum Jahr 2004 um 1,1 Prozent gesunken. Insbesondere in den Jahren 2009, 2011 und 2012 konnten die Verspätungen signifikant reduziert werden [PRR12b]. Im Jahr 2013 starteten und landeten 84 Prozent der Luftfahrzeuge in Europa innerhalb des 15-Minuten Zeitfensters und damit pünktlich. Dieser Wert ist die höchste jemals erreichte Pünktlichkeitsrate, welche aber vor dem Hintergrund eines Rückgangs des Verkehrsaufkommens im Jahr 2013 betrachtet werden muss. Von diesem Trend ausgenommen ist das Jahr 2010. Verantwortlich für den deutlichen Anstieg an verspäteten An- und Abflügen von 6,3 Prozent im Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr sind die Auswirkungen der Fluglotsenstreiks und der extremen Wetter- und Naturereignisse, im Speziellen der Ausbrüche des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull. Die Ausbreitung der großflächigen Aschewolke über weiten Teile Nord- und Mitteleuropas zog zeitweilig ein vollständiges Flugverbot nach sich. Die Abbildung 1 zeigt die Anteile der mehr als 15 Minuten verspäteten An- und Abflüge sowie die Anflüge mit einer mehr als 15 Minuten verfrühten Ankunft zwischen 2004 und 2012.

Anteil mehr als 15 min verspäteter planmäßiger An- und Abflüge sowie verfrühter Ankünfte zwischen 2004 und 2012 Abbildung 1: Verspätete An- und Abflüge sowie verfrühte Ankünfte zwischen 2004 und 2012 [PRR12b] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)

Die Ursachen für Verspätungen werden in verschiedene Kategorien eingeteilt, welche nachfolgend aufgeführt und in Abbildung 2 grafisch dargestellt werden [PRR13a]:
  • Verspätungen aus dem Streckenflug (en route, IATA Verspätungscode 81,82);
  • Air Navigation Service (ANS)-bezogene Verspätungen, die den Flughäfen zugerechnet werden können und aus einem Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und verfügbarer Kapazität an den Flughäfen resultieren (IATA Verspätungscode 83,89);
  • Verspätungen infolge ungünstiger Wettersituationen, die vom Kapazitäts- und Verkehrsflussmanagement der EUROCONTROL (Air Traffic Flow and Capacity Management - ATFCM) gesteuert werden (IATA Verspätungscode 73,84);
  • Wetterbezogene Verspätungen (non-ATFCM) sind Verspätungen, die durch ungünstige Wetterbedingungen verursacht werden, einschließlich Schneeräumung und Enteisung. Durch Flugsicherungsdienste induzierte Wetter-bezogene Verspätungen sind nicht mit einbezogen;
  • Umlauf (Turn around)-bezogene Verspätungen (non-ATFCM) sind Anfangsverspätungen, die durch die Luftverkehrsgesellschaften infolge von verzögertem Einstieg (Boarding), Technikproblemen sowie durch Flughäfen und andere Bodendienstleister verursacht werden;
  • Folgeverspätungen (reactionary) sind nachfolgende Verspätungen basieren auf Anfangsverspätungen früherer Flüge, die nicht während der Umlaufphase am Flughafen aufgefangen werden konnten (IATA Verspätungscode 91-96).

Ursachen von Abflugverspätungen im Vergleich 2010 zu 2013

Abbildung 2: Ursachen von Abflugverspätungen im Vergleich 2010 bis 2013 [PRR13a]
(Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)

Die Abbildung 3 zeigen die durchschnittlichen Verspätungen der Flüge im Streckenflug von 1997 bis 2013, welche von der EUROCONTROL (Air Traffic Flow Management - ATFM) kontrolliert wurden. Die Verspätung im Streckenflug im Jahr 2013, verursacht durch Restriktionen in den Kapazitäten des europäischen Luftraumes, der Flughäfen sowie der Lotsenbelastungen, betrug 0,53 Minuten pro Flug. Das gesetzte Ziel von 1 Minute Verspätung wurde damit erreicht.

Entwicklung der durchschnittlichen Streckenverspätung in Minuten pro Flug

Abbildung 3: Verspätungen im Streckenflug (ATFM) 1997 bis 2013 [PRR13a] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Merkmale des Luftverkehrs (Stand des Wissens: 27.02.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?249783
Literatur
[DLR06 S.41] Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (Hrsg.) Luftverkehrsbericht 2006, 2006
[PRR11] Performance Review Commission Performance Review Report 2011, Performance Review Unit EUROCONTROL 96 Rue de la Fusée B-1130 Brussels, Belgium, 2012/05/10
[PRR12b] Performance Review Commission Performance Review Report 2012, Performance Review Unit EUROCONTROL 96 Rue de la Fusée B-1130 Brussels, Belgium, 2013/05
[PRR13] Performance Review Commission Performance Review Report 2013, EUROCONTROL, 96 Rue de la Fusée, B-1130 Brussels, Belgium., 2014/05
[PRR13a] Performance Review Commission Performance Review Report 2013, Performance Review Unit EUROCONTROL 96 Rue de la Fusée B-1130 Brussels, Belgium, 2013
Weiterführende Literatur
[PRR05] Performance Review Commission PRR 2005 - Performance Review Report, 2006/04
[KoeDa07] Daniel Kösters Study on the usage of declared capacity at major German airports, 2007/01/18
[ACI04b] k.A. Study on the use of airport capacity, 2004/05
[DIW11] Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin Verkehr in Zahlen 2011/2012, Ausgabe/Auflage 40. Jahrgang, DVV Media Group, 2011, ISBN/ISSN 978-3-87514-456-9 (Buch und CD-Rom)
Glossar
Zugumlauf
Der Zugumlauf beschreibt das vollständige Abfahren eines festen Streckenzyklus (Kursverlauf, Haltepunkte etc.) im Rahmen des Fahrplanbetriebs. Die Dauer des Zugumlaufs ist nicht auf einen Kalendertag begrenzt, sondern kann auch längere Zeit in Anspruch nehmen.
IATA Die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung - IATA (International Air Transport Association) ist der weltweit tätige Verband der Verkehrsfluggesellschaften.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?187237

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 02:07:49