Erfolgsfaktoren für betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM)
Erstellt am: 31.10.2002 | Stand des Wissens: 26.03.2018
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TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Da betriebliches Mobilitätsmanagement in Deutschland eine freiwillige Maßnahme ist, wird es nur bei bestimmten Rahmenbedingungen bzw. Konstellationen aufgegriffen und angegangen:
- Ohne einen von den Betrieben wahrgenommenen Problemdruck bzw. Anlass (z. B. durch Engpässe in der Verkehrsinfrastruktur, Stellplatzknappheit, Umweltschutz) ist es schwer, Betriebe für das Thema zu gewinnen [RoMe99, S. 272]. Daher sollten geeignete Zeitpunkte (z. B. Betriebserweiterungen, -gründungen, -umzüge) oder Anlässe (z. B. Luftreinhalteplanung) genutzt werden, um Betriebe für die Möglichkeiten des Mobilitätsmanagements zu sensibilisieren [ILSDP07 ; ILS01a].
- Die Einrichtungen benötigen Ansprechpartner in den kommunalen Verwaltungen und in den Verkehrsunternehmen, wenn es nicht bei singulären Maßnahmen bleiben soll. So ist es zum Beispiel im Zusammenhang mit dem MOSAIC-Projekt in der Stadt Nottingham gelungen, ein regionales Gremium zu installieren, an dem allerdings nur die größeren Betriebe regelmäßig teilnehmen und gemeinsam konkrete Maßnahmen bearbeiten. Im Rahmen des Projekts "Stadtentwicklung und Stadtverkehr: Schwerpunkt "Mobilitätskonzepte/Mobilitätsmanagement" wurde in Dresden ein ähnliches Vorgehen erprobt.
- Bei kleineren Betrieben führt Eigeninitiative nur beschränkt zum Erfolg. Hier bedarf es einer Unterstützung und Kooperation, um für mehrere Betriebe Mobilitätsmanagement gemeinsam voranzubringen. Sowohl für die Fahrgemeinschaftsorganisation, Carsharing als auch für die Jobticket-Abnahme sind Mindestgrößen von mehreren hundert Mitarbeitern erforderlich, damit die Systeme effizient betrieben werden können.
- Die Verwendung vorhandener privatwirtschaftlicher Dienstleistungsangebote stößt auf eine höhere Akzeptanz als Maßnahmen mit hohen Anforderungen an das Eigenengagement der Betriebe. Dies gilt auch für die Idee überbetrieblicher Kooperationen [RoMe99, S. 272].
- Innerbetrieblich ist eine rechtzeitige und ernsthafte Beteiligung der Betriebsräte bzw. Personalräte wichtig, ohne deren Unterstützung Mobilitätskonzepte schwer umsetzbar sind [RoMe99, S. 272].
- Schwierig ist es, wenn bei größeren Firmen verschiedene Abteilungen mit diversen Aspekten von Verkehr beschäftigt sind. Synergiepotentiale für Mobilitätsmanagement können sich bei einer thematischen Zusammenführung der Aufgaben (z. B. Parkberechtigungen, Jobtickets, Fuhrparkmanagement, Dienstreisen etc.) ergeben.
- Fiskalpolitische Maßnahmen (z. B. steuerrechtliche Neubewertung kostenfreier Stellplatzangebote für die Beschäftigten) sind weitere wichtige Anreize für Unternehmen.
Zahlreiche Beispiele haben mittlerweile gezeigt, dass mit Mobilitätsmanagement der Verkehr umweltverträglicher abgewickelt werden kann - zur Zufriedenheit der Leitung und der Mitarbeiter.
Der Erfolg von Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements hängt maßgeblich von der Kooperation von Kommunen, Betrieben und weiteren Akteuren, aber auch von den Rahmenbedingungen von Bund und Land ab [LWFB03].