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Linienbetrieb im Regionalverkehr auf dem Lande

Erstellt am: 25.09.2002 | Stand des Wissens: 21.10.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König

Der Linienbetrieb ist die klassische Betriebsform des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Stadt und Region. Die Fahrzeuge verkehren auf einem vorab festgelegten und veröffentlichten Linienweg nach einem festen Fahrplan. Alle Zugangsstellen werden zu vorab festgelegten im Fahrplan angegebenen Abfahrtszeiten bedient.

Beim konventionellen Linienbetrieb erfolgen die Fahrten unabhängig vom aktuellen Bedarf. Somit bietet der konventionelle Linienbetrieb die Vorteile
  • einer leichten Zugänglichkeit und Verständlichkeit für die Kunden,
  • eines geringen Aufwandes für die Betriebssteuerung und
  • einer hohen Beförderungsleistung je Fahrer und Fahrzeug.
Der Systemvorteil der hohen Beförderungsleistung erfordert jedoch eine hohe Nachfrage oder eine starke Bündelung der Fahrgastströme, wie sie im Regionalverkehr nur im Berufs- und Ausbildungsverkehr oder auf wenigen stark nachgefragten Verkehrsachsen auftreten. Dann kann ein angebotsorientierter Linienbetrieb durchgeführt werden. Diesen zeichnet in der Regel ein mehr oder weniger konsequent vertaktetes Fahrtenangebot aus.

Eine Anpassung an eine geringere Nachfrage kann im konventionellen Linienbetrieb nur durch eine räumliche und zeitliche Ausdünnung des Angebotes oder den Einsatz kleinerer Fahrzeuge erfolgen. Dann entsteht ein nachfrageorientierter Linienbetrieb.

Auf Grund der dispersen Siedlungsstruktur, der geringen Nachfrage und der überwiegenden Ausrichtung des Fahrtenangebotes auf den Schülerverkehr ist es im Regionalverkehr nicht selten, dass
  • der Fahrplan nicht vertaktet ist,
  • einzelne Fahrten nur einen Teil des Linienweges bedienen,
  • ausgewählte Fahrten abweichende Linienwege nutzen,
  • Schulen als Fahrtziele gegenüber Zielen anderer Kunden überrepräsentiert sind,
  • das Fahrtenangebot außerhalb der Schulzeiten unverhältnismäßig stark ausgedünnt wird,
  • die Linienführung insgesamt sehr viele Umwege enthält.
Ein solcher stark nachfrageorientierter Linienbetrieb wird jedoch von vielen Kunden als äußerst unattraktiv empfunden und dient lediglich Personen ohne andere Fahrtmöglichkeit zur Mobilitätssicherung.

Liegt eine sehr geringe Nachfrage vor, kann auch ein bedarfsabhängiger Linienbetrieb mit Bussen oder Taxen - in besonderen Fällen auch mit Zügen oder Schiffen - angeboten werden. Dieser weist einzelne Flexibilisierungen auf, ohne die wesentlichen Merkmale des vorab festgelegten und veröffentlichten Linienweges und des festen Fahrplanes aufzugeben. Dann erfolgen Fahrten oder Teile von Fahrten nur bei Bedarf.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in besonderen Fällen durch bedarfsabhängig bediente Haltestellen, Halte zwischen den Haltestellen und Haustürbedienung den Zu- und Abgang wirtschaftlich und kundenorientiert zu gestalten.

Ein Linienbetrieb durch ehrenamtliche Fahrer als Bürgerbus vermag in ausgewählten Fällen die Wirtschaftlichkeit weiter zu erhöhen.
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Differenzierte Bedienung auf dem Lande (Stand des Wissens: 26.10.2021)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?14413
Weiterführende Literatur
[VDV94] o.A. Differenzierte Bedienungsweisen, Köln, 1994
[Kirch99] Heinze, G.Wolfgang, Prof. Dr. rer. pol., Kirchhoff, Peter, Prof. Dr.-Ing., Köhler, Uwe, Prof. Dr.-Ing. Planungshandbuch für den ÖPNV in der Fläche, veröffentlicht in direkt, Ausgabe/Auflage Heft 53, Bonn, 1999
[Wilhe02] Wilhelm, Stefanie, Dr.-Ing. Planungsinstrumente für flexible Betriebsweisen im ÖPNV des ländlichen Raumes, München, 2002
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Bürgerbus
Ein Bürgerbus kann vor allem im ländlichen Raum die Beförderung der Fahrgäste übernehmen. Dabei stellt ein Verein das Fahrzeug und die ehrenamtlich tätigen Fahrer.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?13337

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 14:57:20