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Binnenwasserstraßennetz und Infrastrukturpolitik

Erstellt am: 25.11.2004 | Stand des Wissens: 20.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig

Das Netz der Bundeswasserstraßen hat eine Gesamtlänge von rund 7.300 Kilometern. Es besteht zu 75 Prozent aus Flüssen und zu 25 Prozent aus Kanälen. Weiterhin zählen zu den Bundeswasserstraßen rund 18.000 Quadratkilometer Seewasserstraßen. Zu den Anlagen gehören unter anderem 400 Schleusen, 320 Wehre, zwei Talsperren, zwei Schiffshebewerke und rund 1.600 Brücken. Das Hauptnetz mit der höchsten Güterverkehrsdichte von rund 5.100 Kilometer bilden der Rhein (mit seinen Nebenflüssen), die Donau, die Weser und die Elbe sowie die verbindenden Kanalsysteme bis zur Oder und zur Donau. Nord- und Ostsee sind über die insgesamt 757 Kilometer langen Seeschifffahrtsstraßen erreichbar [BMVI20i, BMDV22e].
Die Binnenwasserstraßen des Hauptnetzes besitzen gemäß ihrer Leistungsfähigkeit die Wasserstraßenklasse IV und höher. Die Klassifizierung der europäischen Wasserstraßen richtet sich nach den räumlichen Abmessungen bestimmter Schiffstypen. Damit sind sie aufgrund ihrer Eigenschaften in Bezug auf ihre Befahrbarkeit von Europaschiffen (Länge 85 Meter, Breite 9,5 Meter, Abladetiefe 2,5 Meter; genormte Schiffgröße der Europäischen Union) von großer Bedeutung für den internationalen Güterverkehr [WSV22].

Das Hauptnetz der Binnenwasserstraßen ist ein wichtiger Bestandteil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) der Europäischen Union (EU). Die Wasserstraßen der EU umfassen rund 37.000 Kilometer an Kanälen und Flüssen in 20 Mitgliedstaaten [EuKo2012]. Sie sind hauptsächlich auf die Bedürfnisse der einzelnen Mitgliedstaaten zugeschnitten und nur zum Teil für neuere vor allem größere Schiffsmodelle und damit für die Binnenschifffahrt wirtschaftlich nutzbar. Hieraus entstehen Ineffizienzen im Binnenschiffsverkehr zwischen den Mitgliedstaaten, da bestimmte Routenabschnitte aufgrund der unzureichenden Gegebenheiten einiger Flüsse umfahren werden oder das Transportgewicht und damit die Leistung verringert werden müssen, um die Abladetiefe nicht zu überschreiten. Die EU-Politik zielt im Rahmen des TEN-V daher darauf ab, die Qualität des Verkehrsnetzes und die Interoperabilität der einzelstaatlichen Netze zu fördern [BMDV21b]. Die Zukunftsvision der Europäischen Kommission für den Verkehr umfasst die Konzipierung eines Kernnetzes zur multimodalen Beförderung von Personen und Gütern. Hierzu heißt es im Weißbuch Verkehr: "Binnenwasserstraßen, deren Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft ist, müssen eine größere Rolle erhalten, besonders beim Gütertransport in das Hinterland" [BMDV21b].

Im Mai 2013 einigte sich die Europäische Kommission auf eine Neufassung der TEN-V, die Gegenstand einer neuen Infrastrukturpolitik ist und im Jahr 2021 noch einmal präzisiert und mit einem neuen Finanzierungsplan versehen wurde [EuKom21]. Zu den TEN-V gehören derzeit allein in Norddeutschland bereits acht Binnenschifffahrtsprojekte. Diese verteilen sich auf drei der insgesamt sechs deutschen Kernnetz-Korridore: den Nord-Ostsee-Korridor, den Skandinavien-Mittelmeer-Korridor und den Korridor Orient-Östliches Mittelmeer [IHKN20].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Binnenwasserstraßen (Stand des Wissens: 20.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?303052
Literatur
[BMDV21b] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Transeuropäische Verkehrsnetze (TEN-V), 2021/09/14
[BMDV22e] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2020, 2022/06/17
[BMVI20i] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.) Wasserstraßen, 2020
[EuKo2012] Europäische Kommission Towards "NAIADES II": Promoting, greening and integrating inland waterway transport in the single EU transport area , 2012/05/31
[EuKom21] Europäische Kommission (Hrsg.) Berichtigung der Verordnung (EU) 2021/1153 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. Juli 2021 zur Schaffung der Fazilität "Connecting Europe" und zur Aufhebung der Verordnungen (EU) Nr. 1316/2, 2021/08/12
[IHKN20] IHK Nord (Hrsg.) Mit TEN-V zu einer besseren Infrastruktur im Norden, 2020
[WSV22] Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (Hrsg.) Klassifizierung der Binnenwasserstraßen, 2022/05/01
Weiterführende Literatur
[WuSc09] Wurms, S., Schröder, P. M., Wassermann, S. Verkehrswasserbauliche Untersuchungen im Rahmen des Forschungsprogramms KLIWAS - Flussbauliche Anpassungsoptionen; Mindestbreite Fahrrinne, veröffentlicht in Verkehrswasserbauliche Untersuchungen am Rhein, BAW-Kolloquium am 08.10.2009 in Karlsruhe, Bundesanstalt für Wasserbau / Karlsruhe, 2009
Glossar
Hinterland Das Hinterland eines Seehafen ist das landeinwärts hinter dem Hafen liegende Territorium, welches durch die Herkunfts- und Bestimmungsorte der im Hafen abzufertigen Güter und Passagiere begrenzt wird. Seine Grenzen hängen von den Hinterlandverkehrsanbindungen ab und variieren nach Gutarten, den Umschlagkapazitäten, dem Schiffstyp und der Verkehrsinfrastruktur. Das Vorland eines Seehafens ist das seewärts vor dem Hafen liegende Territorium, welches durch die überseeischen Herkunfts- und Bestimmungsorte der Güter begrenzt wird.
Trans-European Transport Network Das Trans-European Transport Network, TEN-T (dt. Transeuropäisches Verkehrsnetz, kurz TEN-V) ist ein Teilnetz der sog. Trans-European Networks, TEN (dt. Transeuropäische Netze, kurz TEN). Zu diesen zählen neben den Verkehrsnetzen bspw. auch Netzwerke der Telekommunikation oder der Energieversorgung.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?123352

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 10:15:15