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Strategische, verkehrsregelnde und bauliche Maßnahmen im Rahmen des Mobilitätsmanagements an Schulen

Erstellt am: 08.10.2004 | Stand des Wissens: 14.12.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Das Mobilitätsmanagement an Schulen ist Teil einer integrierten Verkehrsplanung und -politik. Verkehrsregelnde und bauliche Maßnahmen gelten in der Verkehrsplanung als harte Maßnahmen, die die objektiven Rahmenbedingungen, also Infrastruktur und den Verkehr, verändern [SCRA20]. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich mit Hilfe von verkehrsregelnden und baulichen Maßnahmen die Straße selbst sicherer machen lässt, da die Beschaffenheit der Straße einen direkten Bezug zum Unfallgeschehen hat. Deshalb kann ein nach den Kriterien der Verkehrssicherheit angelegtes oder angepasstes Straßennetz das Unfallrisiko erheblich vermindern [GDV10a].

Wesentliche Zielsetzungen strategischer, baulicher und verkehrsregelnder MM-Maßnahmen an Schulen sind [GDV10a]:
  • Verringerung der Geschwindigkeiten,
  • Verminderung des Verkehrsaufkommens, insbesondere des Motorisierten Individualverkehrs (MIV),
  • Verbesserung der Sicht (z. B. durch Neuordnung des Parkens),
  • Sicherung von Überquerungsstellen und
  • Vergrößerung der Flächen für Fußgänger und Radfahrer.
Im Rahmen des Mobilitätsmanagements werden diese durch die subjektive Dimension ergänzt, die den Menschen als Ansatzpunkt von Maßnahmen und Strategien erkennen [SCRA20, S. 18]. Die besonderen Bedarfe und das Verkehrsverhalten der Schülerinnen und Schüler als Zielgruppe von MM-Maßnahmen an Schulen sind demnach bei der Planung verkehrsregelnder und baulicher Maßnahmen mitzudenken. Durch den Einbezug entwicklungspsychologischer Erkenntnisse und die frühzeitige Initiation von Beteiligungsformaten können diese zielgruppenspezifischen Bedarfe und Bedürfnisse ermittelt werden. So können die motorische, kognitive und soziale Entwicklung, die Wahrnehmung sowie das Verhalten von Kindern in die Planung von Infrastrukturen und baulichen Anlagen integriert werden. Zudem können tatsächliche Erreichbarkeiten, fehlendes Wissen über Infrastrukturen und Angebote oder potenzielle Ängste oder Barrieren bei der Nutzung, z.B. von Unterführungen, auch bei den Eltern aufgedeckt werden. Durch ergänzende Aufklärungs- sowie Informationsveranstaltungen oder Aktionstage und Kampagnen kann außerdem die Akzeptanz für eine autonome Schulwegbewältigung der Kinder bei den Eltern erhöhen und Bring- und Holverkehre verringert werden [FUSC21, S. 7][SCRA20].

Strategische, verkehrsregelnde und bauliche Ansätze im Rahmen des MM an Schulen betreffen die [LIMB21] [GEHO20]
  • Strategische Maßnahmen: Mobilitäts- und Schulwegplan, Optimierung der Schulanfangszeiten, Beteiligung und Kommunikation z.B. Informationsveranstaltungen, Aufklärung, Kampagnen und Aktionstage, Einrichtung von Schulstraßen
  • Infrastrukturmaßnahmen: Bestandserhaltung, -erweiterung und -qualifizierung, Rückbaumaßnahmen
  • Recht- und Ordnungspolitik: Geschwindigkeitsbegrenzungen, Halte- und Parkverbote, Verkehrsüberwachung, Überprüfung der Fahrtüchtigkeit von Fahrrädern.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Mobilitätsmanagement an Schulen (Stand des Wissens: 25.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?112731
Literatur
[FUSC21] Funk, Jasmin, Schmidt, Walter Stand der Wissenschaft: Kinder im Straßenverkehr. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST), veröffentlicht in Mensch und Sicherheit, Ausgabe/Auflage Heft M 306, Bergisch Gladbach, 2021/01, ISBN/ISSN 978-3-95606-555-2
[GDV10a] k.A. Planerheft Schulwegsicherung, 2010, ISBN/ISSN ISSN 0724-3685
[GEHO20] Gertz, Carsten, Holz-Rau, Christian Ziele, Strategien und Maßnahmen einer integrierten Verkehrsplanung - Planungsverständnis des Arbeitskreises, veröffentlicht in Wechselwirkungen von Mobilität und Raumentwicklung im Kontext gesellschaftlichen Wandels. Forschungsberichte der ARL, Hannover, 2020
[LIMB21] Limbourg, Maria Psychologische Grundlagen der Lern- und Leistungsmöglichkeit von Kindern im Straßenverkehr Vortrag beim 39. Deutschen Verkehrsgerichtstag 2001 in Goslar, Deutsche Akademie für Verkehrswissenschaft, Hamburg, 2021
[SCRA20] Schwedes, Oliver, Rammert, Alexander Mobilitätsmanagement. Ein neues Handlungsfeld Integrierter
Verkehrsplanung
, 2020, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-658-30390-7
Glossar
Motorisierter Individualverkehr Als motorisierter Individualverkehr (MIV) wird die Nutzung von Pkw und Krafträdern im Personenverkehr bezeichnet. Der MIV, als eine Art des Individualverkehrs (IV), eignet sich besonders für größere Distanzen und alle Arten von Quelle-Ziel-Beziehungen, da dieser zeitlich als auch räumlich eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Verkehrsmittel des MIV werden von einer einzelnen Person oder einem beschränkten Personenkreis eingesetzt. Der Nutzer ist bezüglich der Bestimmung von Fahrweg, Ziel und Zeit frei (örtliche, zeitliche Ungebundenheit des MIV).

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?113036

Gedruckt am Donnerstag, 18. April 2024 17:04:14