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Verkehrssicherheit auf dem Schulweg

Erstellt am: 08.10.2004 | Stand des Wissens: 25.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Verkehrssicherheit sowie die Sicherheit vor Kriminalität und Gewalt sind für Eltern von Schulkindern die wichtigsten Aspekte, nach der Verkehrsmittelalternativen für den Schulweg bewertet werden [Krei02].

Verkehrssicherheit: In Abbildung 1 ist die Gesamtzahl der Schulwegunfallquoten (je 1000 Versicherte) nach Einrichtungen im Zeitverlauf von 2004 bis 2020 dargestellt. Die Schulwegunfallrate geht seit 2004 tendenziell zurück. Den höchsten Wert der Schulwegeunfallquoten haben mit Abstand die allgemeinbildenden Schulen, gefolgt von den berufsbildenden Schulen. Die Werte der Hochschulen und Kitas/Tagespflegen mit Abstand am niedrigsten. Der allgemeine Anstieg der Quoten im Jahr 2010 ist durch den schnee- und eisglatten Winter begründet [DGUV11]. Der starke Abfall der Schulwegeunfällequoten nach 2019 kann mit der pandemiebedingten Schließung (COVID-19) der Schulen und vermehrtem Home-Schooling erklärt werden [DGUV20a, S. 9].
Gesamtzahl der Schulwegunfälle und Schulwegunfallraten 2004-2020 Abb. 1: Gesamtzahl der Schulwegunfälle und Schulwegunfallraten 2004-2020 [DGUV20a, S. 9]
Die Erhöhung der Verkehrssicherheit mit dem Ziel der Reduzierung der Toten und Verletzten im Straßenverkehr ist eines der zentralen Ziele der Bundesregierung und der Europäischen Union im Bereich des Verkehrs. Für eine erfolgreiche Schulwegsicherung werden definiert [GDV10a]:
  • Verkehrs- und Mobilitätserziehungsmaßnahmen,
  • verkehrsregelnde und bauliche Maßnahmen und
  • Verkehrsüberwachung.
In Abbildung 2 sind die Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge nach Art der Verkehrsbeteiligung der Jahre 1994 bis 2020 dargestellt. Der längerfristige Verlauf tödlicher Pkw-Unfälle ist durch eine Zunahme Anfang und Mitte der 1990er Jahre, einer Stagnation mit großen jährlichen Schwankungen um die Jahrhundertwende, einer deutlichen Abnahme ab 2003 und einem erneuten Ausschlag zwischen 2007 und 2011 gekennzeichnet. Seit 2011 gehen die Unfallzahlen und die Stärke der Schwankungen deutlich zurück.
Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge nach Art der Verkehrsbeteiligung 1994 - 2020Abb. 2: Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge nach Art der Verkehrsbeteiligung 1994 - 2020 [DGUV20a, S. 44]
Abbildung 2 ist zu entnehmen, dass die meisten tödlichen Straßenverkehrsunfälle für das Verkehrsmittel Pkw zu verzeichnen sind. Im Jahr 2020 folgen nachgeordnet die Zahl der tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer mit dem Fortbewegungsmittel Fahrrad, nachdem es zwischen 2018 und 2020 zu einem kurzfristigen Anstieg der tödlichen Unfälle mit dem Verkehrsmittel Fahrrad gab Die wenigsten bis keine Straßenverkehrsunfälle mit Todesfolge sind 2020 bei den Fußgängerinnen und Fußgängern festzustellen.

Durch den hohen Anteil an Hol- und Bringverkehr steigt das Verkehrsaufkommen v. a. im direkten Umfeld von Schulen zu Schulanfangszeiten stark an, sodass das Schulumfeld noch unsicherer wird und noch mehr Eltern die Kinder mit dem Auto bringen [Krei02, S. 17 ff.]. Eine Möglichkeit zur Aufhebung dieses Kreislaufes ist die Umsetzung von Mobilitätsmanagement und Verkehrserziehung an Schulen. Dadurch, dass mit mehreren Maßnahmen ein Einfluss auf das Verkehrsgeschehen im Schulumfeld genommen wird, kann der Anteil der Bringdienste verringert werden und hierdurch u. a. die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, die nicht mit dem Pkw zur Schule kommen, erhöht werden.

Sicherheit vor Kriminalität und Gewalt auf dem Schulweg

Im Jahr 2020 wurden insgesamt 516.511 meldepflichtige, also ärztlich behandelte oder tödliche, Schülerunfälle an allgemeinbildenden Schulen ereignet, davon waren 7,3% gewaltbedingt [DGUV20b, S. 5]. Von diesen gemeldeten gewaltbedingten Schülerunfällen ereigneten sich 5,9% (2225) auf dem Weg zwischen der Einrichtung und dem Zuhause.
Zur Reduzierung der Kriminalität und Gewalt auf dem Schulweg wird vor allem auf die Bildung von Schülergruppen oder auf Begleitpersonen gesetzt. Durch eine Organisation von Gruppen zu Fuß gehender oder Rad fahrender Kinder, z. T. mit elterlicher Begleitung, wird das Potenzial an Belästigungen reduziert. In öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn wird der Einsatz von Begleitpersonen gefördert [STakt10]. Diese agieren entweder ehrenamtlich oder werden als Sicherheitspersonal durch den jeweiligen Verkehrsbetrieb gestellt.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Mobilitätsmanagement an Schulen (Stand des Wissens: 25.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?112731
Literatur
[DGUV11] Dima, E., Lipka, B., Scherer, K. Schülerunfallgeschehen 2010, München, 2011/12
[DGUV20a] Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) (Hrsg.) Statistik Schülerunfallgeschehen 2020, 2020
[DGUV20b] Deutsche Gesetzliche, Unfallversicherung e.V. (DGUV) (Hrsg.) Gewaltbedingte Unfälle in der Schüler-Unfallversicherung 2020, 2020
[GDV10a] k.A. Planerheft Schulwegsicherung, 2010, ISBN/ISSN ISSN 0724-3685
[Krei02] Kreipl, Alexander Mobikids - Endbericht, München, 2002
[STakt10] k.A. DB Schülerbegleiter, veröffentlicht in S-Takt, Ausgabe/Auflage Juli/August 2010, Mayer und Söhne Druck und Mediengruppe GmbH / Aichach, 2010
Weiterführende Literatur
[BAST12b] Gerlach, Jürgen , Leven, Tanja , Leven, Jens , Neumann, Annegret , Jansen, Theo Entwicklung, Verbreitung und Anwendung von Schulwegplänen, veröffentlicht in Berichte der Bundesantsalt für Straßenwesen, Unterreihe M - Mensch und Sicherheit, Ausgabe/Auflage Heft M 230, Carl Schünemann Verlag, Bergisch Gladbach , 2012/10
Glossar
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?113022

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 10:03:13