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Mobilitäts- und Schulwegplan im Rahmen des Mobilitätsmanagements an Schulen

Erstellt am: 08.10.2004 | Stand des Wissens: 25.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Der Mobilitätsplan im Allgemeinen ist ein Plan, mit dem ein Mobilitätssystem mittel- bis langfristig vorausgeplant wird. Dieser beinhaltet eine Reihe aufeinander abgestimmter Maßnahmen zur Erreichung spezifischer Ziele mittels angemessener Eingriffsstrategien [CDB09].
Die Ausarbeitung des Städtischen Mobilitätsplanes erfolgt auf der Grundlage des gegenwärtigen Zustands des Verkehrsnetzes und der Mobilität im Allgemeinen. Es werden hierfür kritische Situationen in Bezug auf die Lebensqualität, die Sicherheit, den Verkehr sowie Ungleichgewichte im System ermittelt. Zu deren Behebung werden Maßnahmen festgelegt, welche für die Erreichung der Ziele (z. B. Verkehrsentlastung in Wohngebieten, Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), Erhöhung der Sicherheit in der Mobilität) notwendig sind.
Eine spezielle Form des Mobilitätsplans ist dabei der Schulweg-Mobilitätsplan mit den Hauptzielen [IFES06]:
  • Verbesserung der Sicherheitssituation im Umkreis von Schulen,
  • Förderung des Zufußgehens und der Fahrradnutzung auf dem Schulweg um damit Bringfahrten zu reduzieren, als auch einen gesunden Lebensstil zu fördern,
  • Reduktion der Anzahl an Pkw auf den Schulwegen,
  • Erhöhung des Bewusstseins der Kinder für Verkehrssicherheit und
  • Unterstützung der Nutzung des ÖPNV auf längeren Schulwegen.
Wie bei allen standortbezogenen Mobilitätsmanagementansätzen sollten in einem Mobilitätsplan die:
  • Analyse des Verkehrsaufkommens,
  • Festlegung von konkreten Zielen und
  • Festlegung einzelner Maßnahmen
strukturiert festgehalten werden. Er sollte dann Anwendung finden, wenn Mobilitätsmanagement über einen längeren Prozess angelegt ist und grundlegende Änderungen im Mobilitätsverhalten erreicht werden sollen [vcö01, S. 30 ff.].

Schulwegplan
Schulwegpläne sollen den Kindern und Eltern aufzeigen, welche Gefahrenquellen auf dem Weg zur Schule existieren und welches der sicherste Schulweg für die einzelnen Schüler ist [SWP09]. Die Erstellung eines Schulwegplanes ist vor allem für die Primarstufe sinnvoll. Diese erfolgt in der Regel in zwei Schritten [GDV04; GDV10a]:
  1. Erstellung des Grundwegschulplans, der eine aktuelle verkehrliche Bestandsaufnahme des Einzugsbereichs der Schule zeigt. Dieser ist ein Hilfsmittel für die Erstellung des Schulwegplanes und vor allem für Behörden, Schulen und Polizei gedacht. Grundlagen für die Erstellung sind:
    • Unfallauswertungen der Polizei,
    • Informationen der Schul-, Verkehrs- und Baubehörden,
    • Ortsbesichtigung,
    • Elternbefragung und
    • Verhaltensbeobachtung.
  2. Entwicklung des Schulwegplans aus dem Grundwegschulplan. Der Schulwegplan gibt in einfach lesbarer Form die Empfehlung für den sichersten Schulweg vor. Empfehlungen werden i. d. R. nur für die Straßen gegeben, auf denen sich die Kinder erfahrungsgemäß in einer erhöhten Gefahr befinden. Wichtig ist, dass der Schulwegplan möglichst übersichtlich gestaltet ist, d. h. es finden sich hier nur die wichtigsten Elemente des Grundplanes wieder. Der Schulwegplan ist für Eltern und Kinder gedacht [GDV04].
Die Erstellung von Schulwegplänen wird inzwischen durch Planungstools unterstützt, z. B. wird über das Internetportal "SchulwegPlaner" eine Software kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit dem Planungstool können Schulwegpläne interaktiv auf einer Karte erstellt und nach deren Fertigstellung und Autorisierung über das Internet zur Verfügung gestellt werden. Die Bedienung wird durch ein zugehöriges Handbuch unterstützt [SWP09]. Die Abbildung 1 enthält beispielhaft ein solches Planungstool.
SchulwegPlaner - PlanungstoolAbb. 1: SchulwegPlaner - Planungstool [SWP09]
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Mobilitätsmanagement an Schulen (Stand des Wissens: 25.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?112731
Literatur
[CDB09] k.A. PIANO URBANO DELLA MOBILITA' 2020 MOBILITÄTS-PLAN, 2009/12
[GDV04] Unfallforschung der Versicherer Schulwegsicherung, Ausgabe/Auflage Planerheft - Empfehlungen Nr. 14, Berlin, 2004
[GDV10a] k.A. Planerheft Schulwegsicherung, 2010, ISBN/ISSN ISSN 0724-3685
[IFES06] Walter Funk Schulweg- / Schulmobilitätspläne - Wie machen es unsere europäischen Nachbarn?, 2006/02, ISBN/ISSN ISSN 1616-6884
[SWP09] k.A. Handbuch zum SchulwegPlaner, Ausgabe/Auflage 2.1, 2009/12
[vcö01] Niedler, Birgit , Nowak, Willi , Riedle, Hubert , Wieninger, Herbert Mobilitätsmanagement für Schulen - Wege zur Schule neu organisieren, 2001
Weiterführende Literatur
[BAST12b] Gerlach, Jürgen , Leven, Tanja , Leven, Jens , Neumann, Annegret , Jansen, Theo Entwicklung, Verbreitung und Anwendung von Schulwegplänen, veröffentlicht in Berichte der Bundesantsalt für Straßenwesen, Unterreihe M - Mensch und Sicherheit, Ausgabe/Auflage Heft M 230, Carl Schünemann Verlag, Bergisch Gladbach , 2012/10
[ADAC13a] Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e. V. (ADAC), Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. Unfallforschung der Versicherer Sichere Schulwege, München, 2013
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Mobilitätsplan
Der Mobilitätsplan ist das Planungsinstrument für die Einführung von Mobilitätsmanagement an bestimmten Standorten (zum Beispiel in Betrieben, Verwaltungen, Schulen). Manchmal wird er auch Betriebsverkehrsplan genannt.
Im Mobilitätsplan werden im Sinne eines Businessplanes Zeithorizonte, Zielsetzungen, Verantwortlichkeiten (betriebsintern und extern) und Ablauf der Umsetzung festgesetzt. 
Ziel ist die Umsetzung eines maßgeschneiderten Mobilitätskonzeptes für den Standort. Dazu bedarf es nicht notwendigerweise umfangreicher Pläne, sondern viel mehr eines strukturierten Herangehens. Der Mobilitätsplan schafft Transparenz für alle Beteiligten und hat eine koordinierende Funktion.
In abgeänderter Form kann ein Mobilitätsplan auch für ein ganzes Quartier oder bestimmte Zielgruppen aufgestellt werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?112874

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 02:59:06