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Umwegeakzeptanz bei Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr

Erstellt am: 06.10.2004 | Stand des Wissens: 11.06.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Bei Fahrgemeinschaften stimmen Start und/ oder Ziel der (potenziellen) Teilnehmer selten genau überein. In der Regel sind kleinere Umwege erforderlich. Diese stellen für die Akzeptanz von Fahrgemeinschaften wiederum ein Hemmnis dar [DHHK98, S. 125].

Die mittlere Pendeldistanz von Nicht-Fahrgemeinschaftsteilnehmern lag bei einer Erhebung im Ballungsraum Stuttgart bei etwa 20 Kilometern (etwa 27 Minuten), bei den Fahrgemeinschaftsteilnehmern lag dieser Wert bei 27 Kilometern (etwa 33 Minuten) [DHHK98, S. 118]. Dabei wurde festgestellt, dass nur etwa die Hälfte der Teilnehmer von Fahrgemeinschaften Umwege beziehungsweise Zeitverluste tatsächlich in Kauf nehmen muss. Im Mittel lagen diese Werte bei zwei Kilometern (etwa sechs Minuten) für die einfache Strecke [DHHK98, S. 130]. Die Befragung von akzeptierten Umwegen bei Nicht-Fahrgemeinschaftsteilnehmern ergab Nennungen, die im Mittel ebenfalls in dieser Größenordnung lagen. Der größte Anteil der Nennungen lag dabei zwischen sechs und zehn Minuten beziehungsweise bei bis zu fünf Kilometern (jeweils für Hin- und Rückweg zusammen) [DHHK98, S. 131f].

[BiFu00] geht davon aus, dass Fahrgemeinschaftsteilnehmer "in der Regel höchstens einen Umweg von 10 Prozent der Fahrtlänge oder einen Fahrzeitverlust von 5 Minuten akzeptieren" [BiFu00].

Reinke hatte 1981 ermittelt, dass die Bereitschaft für Umwegfahrten mit der Länge des Pendelweges zunimmt und bis zu 15 Minuten betragen kann. In der Mehrzahl der Fälle verlängert sich durch eine Fahrgemeinschaft die Fahrt jedoch um maximal fünf Minuten [Reinke85, S. 60]. Die Nähe der Arbeitsstätten ist den Teilnehmern von Fahrgemeinschaften dabei etwa zwei bis dreimal so wichtig, wie die Nähe der Wohnungen: 38 Prozent gaben die "Nähe der Arbeitsstätten" und 15 Prozent die "Nähe der Wohnungen" als "wesentlichste Voraussetzung" für ihr Interesse bei der Bildung einer Fahrgemeinschaften an [Reinke85, S. 60].
Eine Studie aus der Schweiz stellte bei Befragungen fest, dass Umwege zum Abholen von Mitfahrenden kaum toleriert werden. 86 Prozent der Teilnehmer akzeptieren einen Umweg von fünf Minuten oder weniger - mehr sei bei den Befragten kaum bis gar nicht akzeptabel [ETH11].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr (Stand des Wissens: 21.06.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?56871
Literatur
[BiFu00] Biesinger, Alfred, Funke, Torsten, Holzwarth, Jürgen M21 - Einführung neuer telematikgestützter Mobilitätsdienstleistungen für den Berufsverkehr, veröffentlicht in Straßenverkehrstechnik , Ausgabe/Auflage 10, Kirschbaum Verlag GmbH Siegfriedstraße 28 53179 Bonn, 2000, ISBN/ISSN ISSN 0039-2219
[DHHK98] H. Dürholt , R. Hamacher , H. Hautzinger , B. Krämer , L. Neumann , Th. Pischner , B. Schaaf Strategien zur Erhöhung des Besetzungsgrades im Pkw-Verkehr, Heilbronn, 1998/06
[ETH11] ETH Zürich - Research Collection (Hrsg.) Potential von Fahrgemeinschaften, 2011
[Reinke85] Reinke, Volkmar Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr - Möglichkeiten und Grenzen der Förderung, Dortmund, 1985, ISBN/ISSN 3-88211-050-3

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?112412

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 13:06:03