Kostenermittlung als Grundlage der Lkw-Maut
Erstellt am: 25.03.2010 | Stand des Wissens: 04.03.2022
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Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Die den aktuellen Lkw-Mauten zugrunde liegende Kostenermittlung basiert auf einer Vollkostenrechnung. Disaggregiert nach Bauelementen wird zunächst das Bruttoanlagevermögen für jedes Bauelement berechnet. Hierfür wird in einem ersten Schritt eine detaillierte Bestandsaufnahme der Netzinfrastruktur vorgenommen. Die Netzinfrastruktur wird in kantenbezogene und knotenbezogene Elemente zerlegt und jedem Abschnitt zugeordnet. Anhand der Methode der direkten Bestandsbewertung beziehungsweise der synthetischen Methode (SM) werden allgemein gültige Wiederbeschaffungspreise hergeleitet, welche anschließend den Bestandsdaten der einzelnen Bauelemente zugeschrieben werden. Die Summe über alle Bauelemente entspricht dem Bruttoanlagevermögen des Fernstraßennetzes im jeweiligen Rechnungsjahr [BMVI2018].
Ausgehend vom Bruttoanlagevermögen wird das Nettoanlagevermögen berechnet. Die Bewertung des Nettoanlagevermögens hat zum Ziel, bereits verbrauchte Kapitalressourcen zu eliminieren. Die Höhe der verbrauchten Kapitalressource basiert dabei auf Alter, Zustand (Qualitätsindikator) und der erwarteten maximalen Belastung des Bauelements. Die Entwicklung des Nettoanlagevermögens lässt sich anhand von Tagesgebrauchtwerten ermitteln. Die Summe der Tagesgebrauchtwerte führt schließlich zum Nettoanlagevermögen der Verkehrsinfrastruktur. Bei verfügbaren Altersinformationen erfolgt eine Tagesgebrauchtwertabschreibung. Im Fall einer unendlichen Lebensdauer (zum Beispiel Grunderwerb) wird das Nettovermögen in Höhe des Bruttovermögens angenommen. Falls keine Altersinformationen verfügbar sind (zum Beispiel Ausstattung) wird ein normiertes Nettoanlagevermögen von konstant 50 Prozent angenommen [BMVI2018].
Die Abschreibungen, welche neben Zinsen die entscheidende Größe bei der Bestimmung der Gesamtkosten darstellen, werden aus der Differenz des Nettovermögens zu Beginn und zum Ende des Rechnungsjahres für jedes Bauelement separat berechnet (ökonomische Abschreibung). Die ökonomische Abschreibung stellt sicher, dass die Summe der getätigten Abschreibungen über die Zeit gleich dem nominalen Gebrauchtwert des Bauelements ist [BMVI2018].
Zur Berechnung der Zinsen schreibt die Tagesgebrauchtwertabschreibung einen nominalen Zinssatz vor. Dieser setzt sich aus einem Realzins plus Inflationsrate zusammen. Im Wegekostengutachten 2018/22 wurden die kalkulatorischen Zinsen anhand von durchschnittlichen Kuponzahlungen für ausstehende Bundeswertpapiere mit einer 10 bis 30 jährigen Laufzeit festgelegt. Für die Jahre 2018 bis 2022 wurde konstant ein Zinssatz von 3,3 Prozent verwendet [BMVI2018, S. 37].
Neben den oben beschriebenen Kapitalkosten sind die laufenden Kosten für den Betrieb der Verkehrswege zu berücksichtigen. Diese bestehen aus:
Betrieblicher Unterhalt (Grünpflege, Winterdienst und Verkehrssicherung),
Verwaltung und Verkehrspolizei,
Erhebungssystem.
Die Gesamtkosten des Referenzjahres ergeben sich aus der Summe von Kapitalkosten (Abschreibungen plus Zinsen) und den Betriebskosten [BMVI2018].